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20.12.07

GDL gegen den Rest der Welt

Wie vielfach zu lesen war (u.a. Netzeitung), hat die GDL den Verhandlungstisch mit der Bahn ergebnislos verlassen.

Wenig ist bei aller Berichterstattung davon die Rede, ob und wie weit überhaupt versucht wird, das Ergebnis der Mediation umzusetzen. Bis jetzt lese ich immer nur von der GDL, die der Bahn vorwirft, das einfach links liegen zu lassen. Die Bahn schweigt dazu, hat die GDL da am Ende recht?

Ein schöner Satz findet sich auch in der Netzeitung: "Mit Mehrarbeit könnten die Lokführer sogar 13 Prozent mehr verdienen". Nun, davon gehe ich schlichtweg aus, dass Mehrarbeit auch mehr bezahlt wird. Wenn die Bahn das extra herausstreichen muss, unterstreicht das nur, wie weit man sich da schon von einem noch als halbwegs anstänigen Verhältnis von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer entfernt hat.

Wirklich den Vogel abgeschossen hat aber imho die SPD. Von denen darf man ja eh schon nichts mehr erwarten, trotzdem schockt mich die glatte Verleugnung der angeblichen Ziele und früheren Ideal immer wieder. Wo will die SPD eigentlich, wenn sie sich gegen Streiks positioniert und die Solidarität verweigert, wie Rainer Wend, wirtschaftspolitischer Sprecher, verlauten ließ?

Eine Art Antwort darauf fiel mir zufällig just in die Hände:
"Da die Mehrheit des Volkes aus 'Arbeitnehmern' besteht, wäre die SPD wohl eher Volkspartei geworden, wenn sie Arbeiterpartei geblieben wäre. Aber [...] [stattdessen] läuft sie über und gibt sich her für den stillsten Staatsstreich unserer Geschichte, den man die Große Koalition nennt [...]. Das war vor allem für das Großbürgertum ein größerer Sieg als jeder bisherige Wahlsieg der CDU."


Passt.
Und ist doch schon historisch, stammt nämlich von Martin Walser, aus dem Vorwort der "Bottroper Protokolle" in der 6. Auflage von 1971 ...

Arbeitslosigkeit - Krankheit oder Sucht?

"50 Prozent Rückfallquote bei Langzeitarbeitslosen", titelte die Netzeitung die Tage.

Rückfallquote. Assoziiert man da Zustände von Arbeit/Arbeitslosigkeit? Oder eher von Krankheiten und insbesondere Süchten? Die bösen Arbeitslosen, da wurden sie mühsam entwöhnt, sich vor dem Fernseher mit Kohlehydraten vollzustopfen, und schon nach einem Jahr wissen sie sich nichts anderes, als in dieses Verhalten zurückzufallen!

Mir leuchtet das ja zumindest in einer Variante sogar ein, dass die "Langzeitvermittlung" nicht so wirklich klappt: Dank den Zwangsmaßnahmen können ALG2-Bezieher ja zu fast jedem Job genötigt werden. Befristet, unterbezahlt? Kein Problem, Hauptsache Arbeit. So nehmen sie denn so einen 5-Monats-Job an, gelten als vermittelt, und dann wundert man sich, dass ein Fristjob noch kein Sprungbrett ins mittlere Management war und die Kundschaft bald wieder vor der Türe der ARGE steht. Und natürlich auch gleich wieder da, denn für einen Anspruch auf ALG1 hätte der Job länger dauern müssen ... Dass nicht jeder Job aus AGL2 herausführt, hat aber zumindest Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesargentur für Arbeit, noch nicht kapiert, wenn er davon spricht, dass "jemand den Absprung geschafft" habe.

Die ARGEn selbst sind aber auch nicht nur Versuch einer Lösung (ich will mal so wohlwollend sein), sondern auch nur Teil des Problems. 24% der Fallmanager haben auch nur einen Fristvertrag. Na super. Von der einen Seite auf die andere Seite des Schreibtischs innerhalb von zwei Wochen.

18.12.07

Remember Demolition Man

Die Verwirklichung der Satire treibt immer neue Blüten (gefunden in der Netzeitung).

In Florida ist jetzt eine Zehnjährige vom Unterricht suspendiert und außerdem noch mit Strafanzeige bedacht worden: Sie hatte sich für die Schulkantine ein 'anständiges', nämlich ein Steakmesser mitgebracht. Aber bei Waffen an Schulen gilt da die vielzitierte "Null Toleranz", selbst wenn das Ziel der Waffe schon längst tot ist, und dieser Zustand ganz planmäßig und zweckgebunden herbeigeführt wurde, wie eben bei einem Steak.

Der einzige Trost bei diesem Irrsinn ist: Demnächst wird sie in der Schulkantine kein (scharfes) Messer mehr brauchen. Wenn sich die Umsetzung von Demolition Man weiterhin so planmäßig entwickelt, gehört Fleisch in Schulkantinen und allgemein auf Speiseplänen genauso wie Salz u.v.m. bald der schmählichen Vergangenheit an.

10.12.07

Oh Mann!

Deutschunterricht. Pflichtlektüre. Nicht jedermanns Sache.
Arg strapaziert davon scheint jene Person gewesen zu sein, die ein altes (bzw. schon leicht verblasstes) Anti-Atom-Graffito ummünzte zu:


"CASTORP TÖTET"

1.12.07

Erholung aus der Fussnote

Es begann mit einem ziemlich fürchterlichen Artikel bei Telepolis, der sich damit befasste, wie ach-so-politisch-unkorrekt doch die viereckigen Woll-Baumwollschals aus dem nahen Osten sind.

Nachdem zuletzt Nieten aller Orten und ein annähernd punkiger Look bei H&M zu haben war, empfinde ich es eigentlich nur als logischen nächsten Schritt, auch noch das Palituch qua Annexion durch den modischen Mainstream jeglicher anderer Assoziationen zu berauben. Den kurzlebigen Trends eine tiefere innewohnende Bedeutung oder seismographische Fähigkeiten zuzuschreiben, hieße meiner Meinung nach, den profit- und hypegeilen Mode- und Magazinmachern weitaus zuviel zuzutrauen.

Zudem ist es ja auch ein reichlich pubertärer Gedanke, anzunehmen, dass das Tragen von Kleidungsstücken den Träger zu irgendwas macht. Die Idee wird zwar noch von vielen verfochten, aber letztlich macht ein Dirndl keine CSUlerin und ein Pali weder Freischärler, Antisemit noch Stadtguerilla.

Im Forum unterm Artikel fand ich dann aber ein Statement, das mir einfach gut gefiel:

"Diese kritiklose Solidarität-mit-Israel-Schiene der Antideutschen ist allein schon Grund genug, mit einem Palituch herumzulaufen, wenn man unter Linken ist.

Und irgendwo kommt mir hinter diesen Kulissen immer wieder die Frage, ob das an der verdammten basisdemokratisch- emanzipatorischen Grundidee liegt, dass sich die Linken - subjektiv wahrgenommen - immer wieder in Grabenkämpfe zerteilen und destruktiv ablehnen, was nicht 100% ihrer Doktrin entspricht; oder ob das bei den Rechten genauso zersplittert zugeht und da alle hierarchischen Strukturen nix fruchten.

29.11.07

Die Welt ...

... sei auch so schlecht geworden, stossseufzte schon vor Jahren ein lieber Bekannter, und meinte damals schon die Zeitung, nicht den Globus.

Was würde er denn mittlerweile dazu sagen?
(Wiedermal via Fefe, vielleicht sollte ich mal früher aufstehen *g*)


OffTopic:
aSyNchron productions proudly present: 100ster Post in diesem irrelevanten Blögchen


20.11.07

Überwachung für jeden - Teil 2

Ich sollt doch wieder öfter die heise-News lesen, dann würd ich nicht erst durch Fefe auf die Sachen stoßen ...

Jedenfalls, bei der Geschichte um die umfassende und heimliche Überwachung einer kleinen Punkband (sorry, ist nicht bös gemeint), gibt es neue Details. Wie nachzulesen ist, wird jetzt nicht mehr nur die Band überwacht, nein, man hat mal kurzerhand die Wohnung (!) des hinzugezogenen Rechtsanwalts (!) durchsucht. Beschlagnahmt sei nichts und auch insgesamt sei nur oberflächlich herumgesucht worden.

Es gibt dann dazu noch eine Presseerklärung, die zwar nicht so wirklich auf einen Zusammenhang mit der Punkband hindeutet, aber ein paar andere nette Details aufweist. So ist zum ersten die Durchsuchung der privaten Räume des Anwalts auch angesichts des (angeblichen?) Durchsuchungsgrundes eher albern.

Mehr Schauer über den Rücken jagen einem aber zwei andere Punkte:

So heißt es, am privaten Rechner, der am Wochenende auch dienstlich genutzt wird, seien "Manipulationen" vorgenommen worden. - Wie war nochmal die Idee, den Bundestrojaner zu platzieren, falls man durch Firewalls und social engineering nicht von außen drankäme? Eindringen und aufspielen?

Neben der Wohnung wurde auch die Kanzlei durchsucht, und danach (oder seitdem?) kommt es "im Bereich der Telekommunikationssysteme" zu "Unregelmäßigkeiten", und so "besteht Anlass zur Besorgnis, dass StA [...] eine rechts- und verfassungswidrige Telekommunikationsüberwachung (Telefon, Mobilfunk, Internet, E-Mail) durchführen lässt, um die Tätigkeit der Kanzlei [...] und ihrer Mandantschaft auszuspionieren."

Da geht 's nicht um eine kleine Klitsche mit zweifelhaftem Geschäftsbereich, da geht es um einen zugelassenen Anwalt und seine Kanzlei!

Mir fehlen echt die Worte, um das noch zu kommentieren.

16.11.07

Überwachung für Jeden!

Diverse Überwachungen noch und nöcher mal ohne und immer wieder auch gern mit StaSi-Methoden ergießen sich ja schon seit einiger Zeit über Soziologen, Journalisten, sogar größere Anstalten wie den Spiegel (dem das allerdings egal war) und sämtliche Kontaktpersonen - zu dieser Verdachtsfindung ist ja schließlich auch die neue Vorratsdatenspeicherung da.

Via Fefe stieß ich aber bei Heise auf ein Dings, das setzt dem jetzt schon noch eins drauf. Immerhin haben sie da nicht gleich den 129a ausgepackt, aber heftig genug ist es doch. Da gibt es also die (Punk-)Band "Mono für alle" aus Gießen, die haben paar originelle Texte verfasst, deren auch irgendwann ein Polizist gewahr wurde, und dem war das nicht geheuer. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wittert denn auch gleich eine Anleitung zu Straftaten. Nunja gut, bis hierher hatte man das alles schon mal.

Mir persönlich nicht nachvollziehbar und auch wirklich innovativ ist dann aber, die Sache dem örtlichen Staatsschutz zu übergeben. Der hat dann alles mögliche observiert, von Internetauftritt bis Veranstaltungslocations und kam schon nach acht Monaten auf die Idee, von der Internetadresse auf den Mieter der Domain zu kommen.
Nach der erfolgreichen "Whois"-Abfrage ging das das Bespitzeln als Usual weiter, Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis observiert etc. pp.

Bis dahin allerdings hielt man seitens des Staatsschutzes die Band für "extrem konspirativ", da keine Hinweise auf die Identitäten der Bandmitglieder auszumachen seien - hiermit nominiere ich Mono für Alle für den Jahrespreis des Vereins der Anonymen Weltstars, Beweis wie geschildert.

Musik indizieren, Tonträger beschlagnahmen, kennt man alles, ist alles ggf. diskutierbar, aber irgendwie auch zu ertragen. Eine Band aufgrund ihrer Texte zu bespitzeln, heimlich auszuforschen und sämtliche Hintergrundinformationen einzuholen, das erschließt eine Qualität, die nach was ganz anderem schmeckt. Mich schaudert 's.

11.11.07

Wenn die Daten Trauer tragen ...

So, nach dem heiteren Moment eben jetzt wieder in die mehr als harte Wirklichkeit.

Zum Beschluss der Aushöhlung der Grundrechte und insbes. Art. 10:

(1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich. (R.I.P.)

am letzten Freitag wurde inzwischen schon genug geschrieben. Ich bin jetzt mal so frech und picke mir nur die Rosinen heraus, die mir in den letzten Tage noch besonders gefallen haben. Ansonsten bleibt der Trauerflor über dem Blog liegen, vllt. kommt noch die oder der ein oder andere zur AK Vorratsdatenspeicherung, der noch nicht seine Unterschrift zur Verfassungsklage abgegeben hat.


Und am Rande des Themas, der Polylux-Beitrag über Andrej H. und seine Lebensgefährtin Anna (die das annalist.noblogs.org schreibt) (via Fefe)

Nerd ist ...

... wenn man in romantischen Momenten G**gle Galaxies anwirft, für den Sternenhimmel

(nicht, dass ich das Real Life-Blog um eine schöne Pointe bringen wollte, die ist mir allerdings letztens selbst passiert, und gehört doch eindeutig gebloggt)

21.10.07

Gentrifizierung!

Spät, beschämend spät, aber immerhin doch noch.

Gentrifizierung, gentrification, Prekarisierung!

Muss aber zugeben, erst seit ich dieses Blog hier gefunden hab (via oder via), erschließt sich mir auch in aller Deutlichkeit, was die ganze Scheiße eigentlich bedeutet. §129a, das schreibt, liest und spricht sich locker, aber die alltägliche Realität so serviert zu bekommen, das ist was anderes. Auch der Irrwitz, auf welcher Basis die ganze Anschuldigung zustandekam einerseits, und andererseits die völlig betriebsblinde Paranoia der Überwacher, ich musste das doch erstmal "live" lesen.

Zur Paranoia, weil ich 's gar so unfassbar finde: Ganz offensichtlich kann man sich nicht unverdächtig bzw. unverfänglich verhalten. Das ist richtig übel. Da spar ich mir die konstruierten Beispiele und verweise direkt nochmal auf das Blog Annalist - die Schilderungen dort sind echt, und auch mit viel Fiktion nicht zu toppen.

17.9.07

Nicht für möglich gehalten

Ich hatte das für einen überstrapazierten Witz über den übertypischen DAU gehalten, wäre es mir nicht selbst passiert.

Kommt Prinz Valium zu mir und fragt mich, was er machen könne, denn sein Rechner sei total langsam und total ausgelastet: Der Leerlaufprozess zieht über 90% der Systemleistung.

*!!!*

Ich hab ihn dann gebeten, sich mal den Begriff "Leerlaufprozeß" auf der Zunge zergehen zu lassen. Es dauerte trotzdem noch 10 Minuten und bedurfte noch vieler Worte, um ihm klarzumachen, dass die Auslastung grundsätzlich komplett angegeben wird, und der Leerlauf dabei eben sein Teil abbekommt. Ganz geglaubt hat er mir wohl trotzdem nicht.

Später stellte sich noch raus, er hatte auch noch die dll für den DirectSound-Output von Winamp gelöscht und wunderte sich, warum da keine Musik mehr geht ...

Hätt' ich 's nicht selbst erlebt, ich würde es für eine Legende halten.

15.9.07

Alles so aktuell ...

Das alte Zitat von Martin Niemöller ist ja mittlerweile fast schon bis zur unerträglichkeit rezitiert worden - auch wenn es dabei nichts von seiner Dringlichkeit eingebüßt hat.

Eine bedrückend aktuelle Version gibt es allerdings in George Washingtons Blog nachzulesen - auf deutsch und gefunden via Politblog.

11.9.07

Was für ein hohler, dummer, hirnverbrannter Bockmist

Fefe hatte das Pendant bzw. die Vorlage bei der NYT schon vor zwei Wochen aufgegabelt. Den selben (gleichen? das ist mir nachhaltig zu hoch) Bockmist servierte Sonntag auch der Weltspiegel der ARD.

Für normal bin ich dem TV ja ohnehin abhold, dieser besagte Weltspiegel vom 09.09.07 hat mich aber irgendwie ereilt und damit auch der Beitrag "Afghanistan: Dreiste Drogen-Barone".

Da wird nach der passenden Anmoderation einen Filmbeitrag lang versucht, dem Chef der dortigen Rohopium-Transporteure eine Verbindung mit den Taliban nachzuweisen:


"Die UNO sagt, der Drogenhandel finanziere den Aufstand der Taliban gegen die internationalen Truppen in Afghanistan. Drogenbaron Mansur Khan hält diese Behauptungen für unverschämt: "Das ist eine Lüge. Ich habe überhaupt keine Verbindungen zu den Taliban. Wir sind aus reiner Not in diesem Geschäft." "


Der Filmbeitrag lässt tatsächlich in seiner ganzen Länge jedweden Kaftanzipfel auch nur eines einzigen Taliban vermissen. Der Bauernfamilie, die mit dem Erlös des Mohnfelds ein Jahr lang überleben kann, nimmt man die Not ab. Den Opium-Schmugglern und ihrem Chef womöglich nicht mehr unbedingt die Not, aber dass diese Leute nicht aus religiöser bzw. fundamental-islamischer Überzeugung handeln ist eigentlich spätestens beim Wodka-Umtrunk klar. Ganz subjektiv hätte ich jetzt eher gesagt, wenn der Cheffe da mit den Taliban handlen würde, würde er auch damit noch prahlen. In seinen sonstigen Angelegenheiten wirkte er auch nicht sonderlich verschämt, wieso dann hier?

Um der dürftigen Argumentation des Filmbeitrags entgegenzutreten, glänzte die Abmoderation mit den Worten, man müsse ja nun auch nicht jedes Wort glauben, was ein Drogenbaron so von sich gebe.

Den Medien allerdings auch nicht.
(Was auch schon vorher klar war, aber als Schlusswort war das jetzt einfach unschlagbar ;-) )

Vielleicht wieder da

Womöglich am Ende meines persönlichen Sommer-Blog-Lochs angekommen, mal schauen.

Jedenfalls muss ich definitiv was zitieren, weil 's gar so nett knackig-prägnant ist:

  • Uniform gegen Uniform: das ist Krieg
  • Zivilform gegen Uniform: das ist Guerilla
  • Zivilform gegen Zivilform: das ist Bürgerkrieg
  • Uniform gegen Zivilform: das ist Polizeistaat

(via)

26.8.07

Treppenwitz Regierungs-Trojaner

Fefe hatte es gestern schon mit spitizen Fingern seziert, der SpOn schreibt heute gar noch amüsanteres:

Uns Kanzlerin Merkel ist eh grad auf dem Weg nach China und soll das da gleich mal zur Sprache bringen, dass das doch so wohl nicht geht. China wäscht seine Hände aber in Unschuld:

"Das Land verbiete alle "kriminellen Aktivitäten, die die Leistung von Computernetzwerken beeinträchtigen", erklärte das Außenministerium in Peking."

Haben sich wohl auch schon einen Hackerparagraphen zugelegt.

6.7.07

Terrorangst greift um sich

"Deutsche in Terrorangst" titelt die Netzeitung.

Irgendwie wundert mich das überhaupt nicht, es wird doch seit Wochen fast täglich proklamiert, wie enorm gestiegen die Gefahr doch sei. Von den Luftnummern und Unsinnspotenzierungen, dass das BKA eine Meldung herausgibt, die dann für eine Reisewarnung für Deutschland seitens Australien (war es Australien?) sorgt und das BKA daraufhin seine Einschätzung nochmal verschärft noch ganz abgesehen.

Jetzt wird das Geschrei noch untermauert, indem man ihm ein gesunkenes subjektives Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zur Seite stellt und es nicht als das verkauft, was es ist: Das Produkt der anhaltenden Warnungen und Menetekeleien, sondern als Argument benutzt um sagen zu können: "Und wir haben doch recht, schaut euch an, was die Bevölkerung beschäftigt". Pervers, wieder mal.

Fefe hat sich die Frage ja schon gestellt, wann die ganzen Terrorwarner endlich als terroristische Vereinigung kassiert und aus dem Verkehr gezogen werden: Terrorismus ist schließlich die Verbreitung von Terror in der Bevölkerung - wer macht das schon sonst, außer denen die immer wieder betonen, wie ungeheuer gefährlich die Lage doch ist.

Zum subjektiven Sicherheitsgefühl konnte ich letztens auch eine wonnige Debatte unter Lokalpolitikern beobachten. Die eine Seite forderte eine Videoüberwachung für ein Plätzchen, an dem sich noch nicht mal Fuchs und Hase begegnen, um sich gute Nacht zu wünschen. Dem wurde (zu Recht) entgegnet, sowas verlagere jedwede potentielle Gewalt bloß und verhindere sie nicht. Die Befürworter kamen dann mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl daher. Auf diese Steilvorlage konterten die Videoüberwachungsgegner (zumindest in dem Falle waren sie 's), für das Gefühl könne ja auch eine Attrappe aufgehängt werden. Schlußendlich wurde dann doch beides abgelehnt ...

5.7.07

Der Weg ist das Ziel

Ich tu mal so, als wär ich Bahn-Spass.de. Die Story heute hatte so viele Pointen, dass es sogar einen hartgesottenen Dauer-ÖPNV-Fahrer noch zum Staunen bringt.

Verschlafen tappste ich frühmorgens gegen 13.30h aus dem Haus um einmal mehr beleert zu werden. Aber ach, der Bus, der mich zum ersten Schienenfahrzeug meiner täglichen Odyssee bringen sollte, war wieder einmal völlig pflichtvergessen und fuhr anderswo. Nun gut, es gibt da noch einen. Bringt zwar schon etwas mehr sportliche Anstrengung mit sich, um nach dem Bus und der S-Bahn, zu der er mich bringen soll, noch den Zug zu erreichen, aber was tut man nicht alles. Gut, dieser Bus kam und brachte mich sogar problemlos zum Bahnhof. Durch ausgewogene Planung der Fahrpläne kommt es jetzt zu einer regelmäßigen Wartezeit von rd. 15 Minuten: Die vorherige S-Bahn fährt exakt in dem Moment los, wenn der Bus der Bahnhof erreicht.

Darauf war ich noch eingestellt.

Nicht eingeplant aber gewohnt war dann auch die schwer verständliche, vernuschelte Durchsage im unvermeidlichen Eisenbahner-Sächsisch: Die S-Bahn, mein letzter Rettungsanker, würde mal wieder verspätet sein. Wie nicht anders zu erwarten.

Schließlich kam sie dann aber doch noch. Ich hatte bis dahin schon zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, das Vorhaben Uni zu verwerfen und wieder nach Hause zu gehen. Leider nur gespielt.

Also enterte ich die S-Bahn und ließ mich nieder. Währenddessen schrieb ich meinen Frust in einer Mail an den Verkehrsverbund nieder, um zu schildern, wie sehr mich pünktliche und verlässliche Busse begeistern. Die Hoffnung auf meinen Zug hatte ich eigentlich schon aufgegeben.

Zu Unrecht, wie sich zeigte. Etwas von der Verspätung der S-Bahn war wohl auf der Strecke geblieben und mit einem beherzten Sprint erreichte ich noch meinen geplanten Zug. Unnötig zu erwähnen, dass der dann auch nicht pünktlich abfuhr. Hätte ich gar nicht so rennen müssen, dankeschön.

Unistadt, Hauptbahnhof.

Ein Blick auf die Uhr bedung die Entscheidung für eine von zwei möglichen Buslinien, die mich ans Ziel bringen (könnten). Es war sogar noch genügend Zeit, nur zielstrebig, aber ohne Eile den Bahnhof zu durchmessen, um den Bus zu erreichen. Doch der Tag war gegen mich. Die Abfahrtszeit verstrich und es zeigte sich kein Bus.

Kurz vor knapp keimte dann noch die Hoffnung, dass Buslinie Nr. 2 mich vielleicht näher ans Ziel bringen könnte. Diesmal drängte die Zeit wieder, im Stechschritt eilte ich zügig durch den Bahnhof. Vergebens. Auch dieser Bus boykottierte mich erfolgreich. Ersatzweise begnügte ich mich mit einer bereitstehenden Tram, die noch ansatzweise in eine ähnliche Richtung fährt. Wider erwarten führte das nicht zum sofortigen Ausfall der Straßenbahn, sondern ich kam immerhin soweit, wie ich mit diesem Zug fahren kann.

Nur noch durch Kilometer von meinem Ziel getrennt blieb ich erstmal unschlüssig stehen. Eigentlich hätten mich meine beiden angepeilten Busse schon längst verfolgen müssen, doch nichts zu sehen. Nach einigen Minuten Bedenkzeit machte ich mich dann auf Schusters Rappen auf zu meinem Seminar. Unterwegs noch eine kleine Überraschung, die Stadtväter haben die nächstliegende Ampel geschleift, sehr praktisch. Denken sich sicher auch die Autofahrer, die jetzt keine Rotphase mehr nutzen können, um von der einmündenen Straße einzufahren. Der Stau war schon ganz beachtlich, aber immerhin nicht mein Problem. Ziviler Ungehorsam und etwas Übermut ermöglichten mir dann doch noch das Überqueren der Straße an gewohnter Stelle und ohne Umweg.

Ab hier stellte sich mir tatsächlich nichts mehr in den Weg, so dass ich nur 15 Minuten zu spät kam - es leben die toleranten Dozenten.

30.6.07

Sommerlochpause oder so

Nur damit keiner meint, hier wäre Schicht im Schacht. Mir wird 's grade bißchen Zeit, ein wenig Abstand zu nehmen von der Schreiberei und v.a. auch meinen Lieblingsinhalten, die mir durch die Notwendigkeit, über sie zu lesen und zu schreiben zuletzt doch gehörig auf den Sack gingen. Über andere Themen zu schreiben geht auch nicht, dazu sind mir die nicht wichtig genug *seufz*. Also erstmal a Päusle.

Wen 's interessiert, der kriegt da rechts in der Leiste ab und zu einen Link serviert, der mich beim Lesen beeindruckt/amü- siert/empört usw. hat.

Alsdann, beizeiten geht 's hier dann auch wieder weiter.
Bis dahin, nicht vergessen rechtzeitig einen neuen Perso zu holen!

19.6.07

Überwachung bei arte

Kurz ein paar Tipps und Hinweise:

Heute abend Themenabend "Wir werden alle überwacht" bei arte:

"Überwachungskameras, Biometrie, unter der Haut eingepflanzte RFID-Mikrochips... George Orwells Zukunftsvisionen sind längst Wirklichkeit geworden. Und nach dem 11. September ist die Bereitschaft der Menschen, im Namen der Sicherheit Beschneidungen ihrer Freiheit hinzunehmen, noch gewachsen."

20.40h Kontrolle total
21.35h Widerstand.com
22.05h Big Brother City
22.35h Debatte

Und im Redblog finden sich dazu passend noch ein paar weitere Filmtipps

Update:
Ich hab zwar noch drüber gebloggt, es am Ende aber selbst vergessen. Ergo die Sendungen auch nicht aufgenommen, aber bei Netzpolitik gibt es Links zu anderen, die besser bei Kopfe waren ...

15.6.07

ZDF - THC - ohjeh ohjeh

Via Netzpolitik stieß ich auf das Rauschfeature, das im ZDF gelaufen ist. Auf der Seite beim ZDF kriegt man leider nichts mehr aus der Sendung, dafür aber das Video "Gefährlicher Rausch" aus der ZDF-Mediathek.
(Anm.: Mglw. kam das Video auch in der Sendung - kann ich dank spärlicher Angaben nicht nachvollziehen. Schaut man sich das Video jedenfalls an, so ist es für den zdf-infokanal gemacht und läuft dort unter Kultur (Lacher am Rande!))

Ich hab mir das Filmchen mal angetan, aber leider taugte es recht gut zum Laune versauen. Legendenpflege und Schwarzmalerei mit seriös-besorgter Stimme aus dem Off - wir meinen 's ja nur gut.

Da wird wieder mal die Mär von den ach so starkgezüchteten Cannabispflanzen aufgefahren, die so eine viel größere Gefährdung darstellten als früher in den 60-70ern, als noch alles gut war. Mir gefällt an dieser Argumentation, dass der Cannabiskonsument als solcher offenbar schon vor dem Konsum so verballert ist, dass er keine Dosierungsentscheidung treffen kann, sondern mechanisch-automatisch 0,875 g pro Konsumeinheit verarbeitet, egal was ihm da in die Finger kommt und dann dem Rauscherleben völlig ausgeliefert ist. Haarsträubend.
Cannabisbefürworter argumentieren gern mit der Gefährlichkeit von Alkohol, was ich nicht tun will. Auf den Wirkstoffgehalt passt das aber mal wieder wie die Faust aufs Auge: Der Alkoholkonsument trinkt immer 0,4 l, egal was im Glas ist.

Weitere Unsauberkeiten:
  • - Die Pflanzen seien nicht nur auf Wirkstoffgehalt, sondern auch auf Robustheit gezüchtet und gediehen mittlerweile "in jedem Kleiderschrank". Hüstel. Mal ganz abgesehen von natürlich entwickelten, robusten Arten aus Südsibirien sollte man den Unterschied zwischen einem Zucht- und einem Kleiderschrank doch kennen und benennen, wenn man eine seriöse Reportage macht.
  • - Ein langsamer Kameraschwenk über diverse Cannabisprodukte - und zwischen getrockneten Pflanzenstengeln und dünnen Haschischplatten liegen ganz unschuldig: Mohnkapseln. Wie bitte?
  • - THC krebsförderung und zu Hirnkrankheiten führend? Hätte man vllt. besser erläutern sollen, was dabei gemeint ist.
  • - Ein Arzt bringt Konsumerfahrung und Abhängigkeit gefährlich nahe zusammen ("10-15% problematische Konsummuster" ... "bis zu 50% sind cannabiserfahren"). Das ist nicht unsauber formuliert, ob es aber beim Rezipienten sauber getrennt wird, ist nicht automatisch gegeben.
  • - Auch böse: Ein anderer Arzt sprach von einem Zusammenhang zwischen THC-Gehalt und Begleiterkrankungen (sprich: Psychosen) bei Konsumenten. Aus dem Zusammenhang darf man aber eben grade nicht eine Wirkrichtung (Kausalität) ableiten. Eine Korrelation besagt halt grade nicht, dass das eine das andere bedingt oder umgekehrt.

Ansonsten die üblichen Zutaten für eine Abschreckungsreportage. Reumütige Früh-Twens, die von ihrer verschwendeten Jugend berichten (1), besorgte Ärzte und Betreuer, die die Gefährlichkeit von juvenilem Konsum betonen (2) und zum guten Schluss noch Verkehrskontrollen mit Drogenschnell-Wisch-Tests und zwei exemplarischen Erwischten (3).

Ad 1)
So traurig ein Einzelschicksal sein kann, argumentativ ist es praktisch der Nachweis der Hilflosigkeit. Mit Einzelbeispielen wird nichts bewiesen. Hypothesen kann man nicht belegen, höchstens widerlegen. Dass Cannabis so harmlos sei wie Muttermilch hat aber noch selten einer behauptet.

Ad 2)
Die will auch keiner ernsthaft bestreiten. Es ist nun mal risikoreich, sich in einer (wichtigen) Entwicklungsphase regelmäßig irgendwelchen Psychopharmaka auszusetzen. Kann keiner ernsthaft bestreiten. Belegt aber deswegen nicht die besondere Heimtücke oder Gefährlichkeit von Cannabis.

Ad 3)
Da gab es doch mal den netten kleinen Rummel um Kokain auf Bundestagstoiletten und etwas später fand sich, dass überhaupt praktisch alle Banknoten Kokainspuren tragen. Da sind Anhaftungen am Lenkrad (im Filmbeispiel Kokain, Metamphetamin und Cannabis) eben grade kein Beweis, dass im Auto konsumiert worden sei. Es würde schon gereicht haben, Geld angefasst zu haben; oder zu nächtlicher Zeit am Wochenende auch nicht grade weit hergeholt, in einem Club gewesen zu sein, Türklinken und Handläufe angefasst zu haben.

Zum Schluss betont noch ein dritter Mediziner die Gefährlichkeit mit der Zahl von über 10.000 Cannabiskonsumenten, die innerhalb eines Jahres eine Therapieinrichtung aufgesucht hätten (aufsuchen ist ein weitläufiger Begriff und beinhaltet ja z.B. nicht, dass die Einrichtung auch von allen gesagt haben, dass Therapiebedarf besteht). Vorher wurde im Beitrag die Zahl von 3 Millionen Bundesbürgern genannt, die halbwegs regelmäßig Cannabis konsumieren würden (allerdings kenne ich auch deutlich höhere Schätzungen). 10.000 sind davon 0,3 % ...
Nur um eine Relation zu haben komm ich jetzt nochmal mit dem Alkohol. Wenn man davon ausginge, dass jeder Bundesbürger Alkohol trinkt, wäre der Prozentanteil der Alkoholkranken bei 5,4 % (angenommen 80 Mio. Bürger und 4,3 Mio. Alkoholkranke (von hier)). Nachdem es auch Abstinenzler gibt ...

Prädikat: Für Interessierte grenzwertig sehenswert, als Information für Laien nicht empfehlenswert.

Wegschauen und Verfahren verschleppen

So stellt sich der Vizepräsident Glombitza der Polizeidirektion Dessau offenbar das angemessene Vorgehen gegen Rechtsextremismus vor, getreu dem Motto, dass nicht in die Statistik kommen darf, was man nicht drin stehen haben will. Seine Vorschläge an Beamte, die für den Staatsschutz ermittelten, waren, dass man doch "nicht alles sehen müsse". Begründet habe er diese Anweisung damit, dass so eine miese Statistik das Ansehen Sachsen-Anhalts nachhaltig schädige. Er hat sich noch davor gehütet, die Beamten direkt anzuweisen, Berichte nicht zu schreiben - aber er schlug ihnen auch vor, sowas könne man in die Länge ziehen und Berichte "langsamer schreiben". (Netzeitung, Tagesschau)

Wahrscheinlich sind die Beamten, die nach dem Angriff auf die Theatergruppe in Halberstadt untätig wurden, ganz im Sinne von Glombitza (nachzulesen beim Spiegelfechter).

Ich bin ja kein Jurist, aber das riecht für mich verdächtig nach Strafvereitelung im Amt, was sich der Glombitza da erlaubt. Immerhin hat sein Ministerpräsident Böhmer auch schon angedeutet, dass Glombitza ein "riesiges Problem" (Netzeitung) bekommen werde, wenn sich bestätigt, was die Staatsschützer ausgesagt haben.

Die wurden nach Bekanntwerden ihrer Aussagen auch erstmal unschädlich gemacht und tun jetzt als Experten für Rechtsextremismus Dienst auf Streife und bei der Überwachung des fließenden Verkehrs.

Irgendwie werd' ich den Gedanken vom antifaschistischen Schutzwall nich los ...

14.6.07

Remember Zak McKracken?

Tja leider, zwei Köpfe hatte es nicht, aber die Story an sich erinnerte mich doch sehr an den ollen Klassiker. Nur leider geht die Geschichte für das reale Eichhörnchen so schlecht aus, wie im Spiel, wenn man die Erdnüsse vergessen hatte: Es wurde erschlagen. Schade.

An Zak McKracken könnte man vielleicht auch festhalten, wenn es um die Ursachenforschung für den zunehmenden Irrsinn geht. Verblödung via Telefon wäre noch eine neue Alternative. Und dazu in Zeiten von allgegenwärtig mitgeführten Mobiltelefonen auch noch weitaus effektiver als dazumal.

Der Logik zufolge scheint Staatsrechtler Ulrich Battis kein Mobiltelefon zu haben. Er zerpflückt nämlich die Tornado-Überflüge zum G8-Gipfel in aller Deutlichkeit:

"Netzeitung.de: Zurück zu den Tornados: Das Verteidigungsministerium sprach ja im Nachhinein von «Übungsflügen».

Battis:
Da hört's dann wirklich auf. Stellen Sie sich mal vor, sie sitzen als Demonstrant auf dem Acker und dann fliegen 150 Meter über Ihnen Tornados über Sie hinweg. Sie haben dann bestimmt nicht das Gefühl, dass sie ihr Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit in einer Zivilgesellschaft ausüben. Sie haben das Gefühl, Sie sind im Krieg. Dieser Eindruck verstärkt sich dann noch, wenn Polizeihubschrauber kommen und sich Polizisten abseilen. Das weckt bei mir Erinnerungen an den Vietnam-Krieg.

Netzeitung.de:
Gibt es dafür eine einwandfreie juristische Rechtfertigung?

Battis:
Wie gesagt: Sie können das formal irgendwie begründen. Aber bei Lichte gesehen, würde ich sagen: Hier kommt es zu einer Militarisierung der Demonstrationsfreiheit.

Netzeitung.de:
Das heißt: Sie pflichten den Kritikern bei, die sagen, der Tornado-Einsatz war nicht nur politisch unklug, sondern auch dumm.

Battis:
Die haben vollkommen recht. Das ist nicht nur politisch dumm oder instinktlos. Meines Erachtens sind auch die verfassungsrechtlichen Grenzen überschritten."


(Netzeitung)


Und jetzt der OffTopic-Teil:
Das war jetzt der 83. Eintrag in meinem Blog, und das 2. aSyNchrone Jahr kann beginnen. Der Schreibdrang wächst, die Schüchternheit schwindet, an Theman mangelt es nicht (auch wenn das eher wünschenswert wäre).
Gedankt sei an der Stelle nicht nur denjenigen, die mir erfolgreich das Forenschreiberdasein vergällt haben, sowie denen, die mir immer wieder was zum Drüberschreiben liefern, sondern natürlich auch der versprengten handverlesenen Schar, die sich ab und zu zufällig oder absichtlich hierher verlaufen.
Happy Birthday to me :-)

13.6.07

Eiliger Hinweis: Zeugen für G8 gesucht

Wie im Politblog zu lesen, sucht die Staatsanwaltschaft Rostock dringend die Person(en), die auch schon in der Presse zitiert wurden, als es um die Enttarnung eines agent provocateur bei der einen Blockade beim G8-Gipfel ging.

Die Rechtslage scheint recht heikel, jedenfalls liegt im Moment wohl nur ein Anfangsverdacht vor, der weitere Ermittlungen rechtfertigt. Dazu reichen Zeitungsartikel. Für mehr muss wohl schon eine handfeste Zeugenaussage her.

Also auch wenn "mich" wohl nach wie vor nicht wirklich die großen Massen lesen ;-) --> multipliziert das mal, dass sich diejenigen, die an dem Tag an dem Ort waren, auch trauen, sich in Rostock zu melden.

Ich schließe dann hier schon mal wieder, vllt. schaff ich morgen eine winzig kleine Besonderheit hier, schauen wir mal ;)

11.6.07

Das hat Komik: Linksruck in der JuSo-Spitze

Wieder mal wurde ich in der Netzeitung fündig. Sieht eigentlich gar nicht so wild aus, die Meldung, "SPD-Führungsnachwuchs wechselt nach links". Aber dann, hoppla.

Es geht da um "fünf hochrangige Nachwuchskräfte" der SPD Niedersachsen, die sich mit dem schwarz-roten großkoalierten Kurs der SPD nicht mehr anfreunden können und daher wohl heute geschlossen ihre Parteibücher zurückgeben wollen.

Parteilos will man aber nicht bleiben, und daher ist ein Eintritt in die sich kommenden Samstag aus der Linkspartei und der WASG zusammenfusionierende Die Linke geplant.

Aber hallo. Wenn sogar hoffnungsfrohe Pöstchenanwärter der Partei den Rücken kehren, man möchte fast meinen, dann müsste auch eine große Partei mal den Schuss hören. Zu befürchten ist wohl eher, dass man den Scheidenden noch bißchen nachtritt und sonst nichts lernt.

9.6.07

Verschärfung der Maßnahmen

Wie war das doch noch bei der Einführung des RFID-bestückten Reisepasses, das Zuckerl dran war doch, dass man dann visafrei in die USA reisen könne (und seine ED trotzdem bei der Einreise abgeben muss). Nun, das hat sich demnächst erledigt, steht in der Netzeitung.

Künftig muss man sich wohl zwei Tage vor dem Abflug online (!) registrieren und einen Fragebogen ausfüllen. Wo hab ich denn mal diese Posse auf so einen denkbar naiven Fragebogen gelesen, als - wenn ich mich recht erinnere ein älterer Italiener - ein Einreisender auf dem noch im Flugzeug ausgegebenen Fragebogen alle Fragen mit "Ja" ankreuzte:

Haben Sie ansteckende Krankheiten? - [X] JA
Nehmen Sie Drogen? - [X] JA
Waren Sie jemals an Völkermord beteiligt? - [X] JA
Waren Sie jemals an Spionage beteiligt? - [X] JA
Waren Sie jemals an Sabotage beteiligt? - [X] JA
Waren Sie jemals an Terroranschlägen beteiligt? - [X] JA

Das gab dann zumindest in der kleinen Geschichte denkbare Verwicklungen und bedurfte einiger Klärungen, bis der Herr dann tatsächlich doch einreisen durfte.
Andererseits reicht heute schon eine Tätigkeit bei der UN, um nicht mehr in die USA einreisen zu dürfen, mag man dieser Geschichte hier Glauben schenken.

Jedwede leise Kritik an der Datensammelwut wird erwartungsgemäß mit dem Totschlagsargument Terror abgebügelt: "Was würden die Angehörigen der Opfer sagen?" (US-Heimatschutzminister Michael Chertoff)

So, das war das eine Samstagsdrama.

So kurz nach dem G8 gibt es da aber noch mehr, und auch da wurde ich in der Netzeitung fündig.

Wegen der Geschehnisse von Rostock fordert ein Staatssekretär Hanning aus dem Innenministerium eine stärkere Überwachung der autonomen Szene, da zu befürchten sei, "dass die antikapitalistischen Proteste auch nach dem Gipfeltreffen von Heiligendamm der G-8 fortgesetzt würden". (*kopfkratz* *?*)

Andererseits, wenn die autonome Szene jetzt so originell definiert wird, wie linksextrem im Verfassungsschutzbericht (S. 192):

"Linksextremisten werten die Verschärfung der Sicherheitsgesetze nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als eine neue Qualität "staatlicher Repression". Sie nehmen auch die Sicherheitsmaßnahmen [..] zum Anlass, den aus ihrer Sicht permanenten Ausbau des Überwachungsstaates und die repressive Wirkung der dabei eingesetzten neuen Technologien anzuprangern, wie z. B. RFID-Chips, Gen- oder Biometrische Datenbanken, Kameraüberwachung öffentlicher Plätze."

- dann, ja dann, dann sind wir heute und in Zukunft alles Autonome.

(Vor paar Jahren wurden wir zu Amerikanern erklärt, heute sind wir Autonome, was kommt da noch alles?)

Besonders originell find ich ganz persönlich das Überwachungsgeschrei zu diesem Zeitpunkt, nachdem im Moment absolut noch nicht geklärt ist, welche Rolle der enttarnte Maulwurf und seine unerkannt entkommenen Kollegen bei den Protesten so spielten. Viel privates Bildmaterial wird erst in der nächsten Zeit gesichtet werden, und nach den wachsweichen, der Realität sehr schön angepassten Statements "nein, gibt es nicht" -> "ja, gibt es, aber nur beobachtend" wartet man förmlich auf das Dritte "ja, nostra culpa, wir haben angefangen". Nein, ich bin nicht soviel Fantast, dass ich daran glauben würde. Aber zur Gänze übergehen wird man das wohl - hoffentlich! - nicht können.

Eindringlicher Erfahrungsbericht

Im Politblog hat Florian seine ganz persönlichen Erlebnisse bei der Großdemo in Rostock heute vor einer Woche niedergeschrieben.
Sehr beeindruckend.
z.B. hier:

"Wenn Sie sehen, dass ein Polizist den Helm abnimmt, sich von seiner Einheit absetzt und einem auf Anfrage erzählt, dass es nicht mit normalmenschlichen Dingen zugeht, dann wissen Sie, was in Deutschland passiert und was ganz speziell in Rostock vor sich gegangen ist."


oder auch hier:

"Es wäre noch schlimmer als zu DDR-Zeiten, wetterte sie aufgebracht. Ihre Enttäuschung brachte sie mir gegenüber zum Ausdruck, indem sie sagte: “Die armen Leute werden dort jetzt zusammengehauen. Ich wundere mich, warum dort noch keiner ruft ‘Wir sind das Volk!'"

8.6.07

Quasibilanz kurz vor Ende und mehr

Schwer lachen musste ich ja gestern über den gefeierten Durchbruch. Die G8-Mitgliedsstaaten werden eine Halbierung der Treibhausgase bis zum Jahr 2050 ernsthaft in Betracht ziehen.
Oh WOW!
Besser als Udo Vetter kann man das eigentlich gar nicht kommentieren:


"Ich ziehe ernsthaft in Betracht, im Jahre 2050 tot zu sein."

Politisch also eine Niete - wie zu erwarten war.

Aber es gibt natürlich auch sonst immer wieder noch einiges frisches zu lesen.
Behindertenparkplatz: Wo kommen eigentlich die Agenturmeldungen her? (mal was grundsätzliches zur Genese von Pressemeldungen)
Indymedia-Bericht über einen verpatzten Räumeinsatz
Der RAV wird die BILD-Zeitung verklagen
Zappi: Ist das schon der Putsch?
Nerdcore: Zivilsteine
Spiegelfechter: MedienGAU Rostock
Junge Welt: Bericht über eine Ingewahrsamnahme

An anderer Stelle ergeht sich F!XMBR immer noch in Distanzierungsgesuhle. Mit Verlaub, auf dünner Argumentation. Da wird so oft (und gern) über verschiedenes im Web und Blog hergezogen, und das granum salis aus den Medienberichten unterschiedlicher Couleur rauszulesen, klappt nicht? Ich staune.
[Ansonsten soll sich doch bitte jeder distanzieren von was er will, ich distanziere mich auch durch einige Hundert Kilometer von dem ganzen Gipfelzirkus]

Nun ja, wahrscheinlich kommt meine Ansicht der Dinge auch nur aus Schmeichelung meiner Weltanschauung und nicht aus Lektüre verschiedenster Quellen mit stetiger Abwägung was mir gefällt und ich deswegen glauben will.

Dennoch erwarte ich von einem theoretisch existenten "mündigen Medienkonsumenten", dass er aus der Angebotsbreite eines Internets sich genug differenzierte Berichtstrümmer zusammensammeln kann, um sich ein eigenständiges Bild der Lage zu verschaffen. Ein einziges Medium hat da noch nie genügt, und bis zu einem gewissen Grad kann man die Mainstreammedien mittlerweile als ein Konglomerat betrachten, das als einziges Medium agiert. Was letztlich auch auf der Hand liegt. Eine freie Presse ist eine Illusion (siehe auch hier):

"Das Gewerbe eines Publizisten ist es vielmehr, die Wahrheit zu zerstören, geradezu zu lügen, zu verdrehen, zu verleumden, zu Füßen des Mammons zu kuschen und sich selbst und sein Land und seine Rasse um des täglichen Brotes willen wieder und wieder zu verkaufen."

Sage natürlich nicht ich, sondern John Swainton (NYT).

Was bleibt einem also zu tun, um zu auch nur eine Ahnung von dem zu bekommen, was wahrscheinlich wirklich passiert ist? Dies lesen, jenes lesen, Tendenzen beachten, und vorsichtig eine Quintessenz bilden. Mag die persönlich sein, ist in Ordnung. Man sollte bloß so ehrlich sein, sich nicht in die Tasche zu lügen. Das aber liegt, wie die Breite der konsumierten Medien und/oder Nachrichten, ganz in den Händen jedes Einzelnen.

6.6.07

Auffällige Tickermeldung (Update)

Die FR tickert grad eine doch recht auffällige Meldung unter dem Titel "Situation bei G8-Blockade kurzzeitig eskaliert": Es habe da ein Handgemenge gegeben, bei dem rd. ein Dutzend Blockierer eine Person angegriffen hätten. Und jetzt wird 's interessant:

"Möglicherweise handelte es sich um einen Polizisten, der in der Autonomen-Kleidung unter den Blockierern war."

Na schau mal einer an. Was hat er denn da gemacht? Hm? Wollte bestimmt nur etwas von der Volkxküchenverpflegung abhaben ohne viele Fragen zu riskieren ...

Da ich nicht weiß, wie lange die Tickermeldungen unter dem Link erreichbar sind, auch nochmal als Screenshot:




Update 22:40h:
Inzwischen gibt es auch noch eine größere Meldung zu der Geschichte im Ticker von WELT Online. Da heißt es weiter, der Mann sei nach den ersten Verdächtigungen angesprochen worden, habe aber nicht mit den Blockierern geredet und sich so noch weiter verdächtig gemacht. Der Aktivist Henning Obens schützt den verdächtigen Mann dann vor Übergriffen und bringt bzw. "zerrt" ihn zum umstehenden Polizei:

"Dort wird er von den Beamten in Empfang genommen und hinter die Polizeisperre gezogen. Offenbar war der Vermummte ein „Agent Provokateur“."

Auch hierzu wieder ein Screenshot, Tickermeldungen sind so vergänglich ...


Zu groß gewordener Kommentar

Via madchiq stieß ich auf die Gegenbewegung zum Schwarzen Blog.

Eigentlich wollt ich drunter hinkommentieren, aber unterm Schreiben ging der Text mit mir durch, drum gibt 's jetzt einen Fern-Kommentar.

Zuerst noch einen technischen Mangel rügen, nur der Ordnung halber: Die Franzosen haben nicht gegen Studiengebühren demonstriert - das waren die deutschen Studenten, die sich haben inspirieren lassen "kick it like Frankreich" - sondern gegen eine enorme Aufweitung des Kündigungsschutzes für Berufseinsteiger. Und dummerweise: Der Erfolg gibt ihnen recht.

So jetzt aber zum Text:
Was die Latschdemos so bringen, lässt sich z.b. am Medienecho auf die Studentenproteste der einzelnen Bundesländer ablesen. Wenn da überhaupt was publik wird, dann wird das nicht verbreiteter kundgetan als im Lokalteil der Lokalzeitung. um auch nur ins Landesfernsehen zu kommen, muss man schon Autobahnen besetzen.

Demonstieren heißt ja sich zeigen, aber offensichtlich reicht eine friedfertige Demo nicht aus, um gezeigt zu werden. Die Wichtigkeit des Gezeigtwerdens hat nichts mit Mediengeilheit zu tun: Wenn außer den Einsatzkräften und 500 Teilnehmern von einer Demo keiner etwas erfährt, streichen von den 500 schon die ersten die Segel. Die Sympathisanten wiederum erfahren gar nicht, dass es noch mehr ihrer Meinung gibt. Auch auf diese weise kann man Bewegungen und Oppositionen klein halten. Und zuguterletzt bedeutet eine Demo auch nicht lediglich, sich und sein Thema den eigenen Sympathisanten und den Regierenden aufzeigen zu wollen, sondern auch dem bis dato unbeteiligen kleinen Mann von der Straße - um bei den Studentenprotesten zu bleiben, viele Passanten wußten gar nicht, dass es längst nicht mehr um Langzeitstudiengebühren, sondern um allgemeine geht. Nach Aufklärung wandte sich das Zuneigungsbild oft genug komplett um. Die Passanten erreicht man auf der Straße. Alle anderen nur über die Medien, und deswegen ist es so wichtig, Gehör zu bekommen.

Bin ich deswegen fürs Steineschmeißen oder hört mein Verständnis bei brennenden Barrikaden auf? Ich kann 's ehrlich gesagt nicht endgültig festmachen. Da hab ich sehr detaillierte Anwendungsgrenzen, die einzeln aufzuführen einen ursprünglich als Kommentar gedachten Post weitaus sprengen würden, und es lässt sich auch nicht reduzieren auf "Personenschäden nein, Sachschäden ja". Sicher bin ich mir nur, dass tutto-kompletto-friedlich nichts mehr erreicht wird.

Clowns ohne Säure und unversehrte Schwerverletzte

Nur zwei Links zu mehr interessantem Lesestoff:

Spiegelfechter zu den angeblichen Angriffen aus der Rebel Clown Army mit Säure (!) bzw. einer hautreizenden Flüssigkeit auf Polizisten, was dann sogar der Spiegel dementiert hat. Was natürlich überlicherweise davon hängenbleibt, ist, dass das alles durch die Bank Terroristen sind, die da demonstrieren.

Telepolis hat das Thema auch im Gepäck, aber auch noch viel mehr in Sachen "Schwerverletzte" und dgl. mehr. Bei Licht wohl alles gar nicht so schlimm wie angenommen.

Distanzierung von der Distanzierung

Korrupt hatte da ne nette Idee against den Trend zur Distanzierung von allem möglichen.

Kann mich seinem Text praktisch nur anschließen, v.a. letzter Absatz. Rest siehe unten, wobei ich meinen eigenen Text schon wieder relativieren bzw. in dem Falle eher radikalisieren mag. In den letzten Absätzen hatte ich so ein bißchen Kreide gefressen, heute liegt mir diese Sicht hingegen nicht so sehr. Meine Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen ...

Neuer Lesestoff btw:
Politblog: Vor Ort in Rostock
Polizeipsychologie zerlegt die Einsatztaktik

Update:
Mittlerweile hab ich auch meinen Schwarzen Block wiedergefunden:

Schwarzer Block

(Mit Layout ist bei blogger zwar nicht viel her, aber es ist ja immer noch der Wille, der zählt)

3.6.07

G8: Auftakt-Demo in Rostock

Nein, ich kann es mir beim besten Willen nicht zur Gänze verkneifen, mir - obwohl auch mit schlechtem Gewissen und auch ein bißchen heimlich - doch gehörig ins Fäustchen zu lachen, dass trotz aller medialen Verblödung und aller Diskreditierung und versuchter Verhinderung jedweder Protestformen außer einem erfeulich großen kulturgestützen und friedlichem Demohappening eben doch auch gehöriger Rabatz gemacht wurde: Auch Deutschland ist kein ruhiges Hinterland.

Die Kehrseite ist daran natürlich, dass die Gewalt auch die eigenen Reihen traf und von einigen Ausübenden nicht gezielter und kontrollierter eingesetzt wurde als von den Staatskräften, denen man dies immer so gerne vorhält.

Und selbstverständlich führt auch jede Ausschreitung neben der beschissen schlechten Presse, die sich dann wieder einmal mehr darauf konzentriert als auf die Inhalte der Gegenbewegung (mal global als Gesamtkonstrukt betrachtet), auch dazu, dass den Verfechtern repressiver Einschränkungen der demokratischen Freiheiten, in die Hände gespielt wird und die sich jetzt hinstellen (bzw. hinsetzen) können, und sagen: "Wir haben es ja gleich gesagt". Auf rd. 1000 Verletzte auf beiden Seiten nur nach der Einstiegskundgebung hin wird die Gegenwehr gegen Demoverbote schwieriger und der Rechtfertigungsdruck für friedliche Protestformen größer.

Ein großes Argument gegen den Versuch, über die gleichen Medien zu kommunizieren wie die Kräfte, die man zu bekämpfen versucht, liefert der Spiegelfechter mit Zitat und Videolink - was der Spiegel da propagierte, kann man nicht mehr als Versehen erachten. Da bin ich wohl auch schon zu sehr Verschwörungstheoretiker, als dass ich da an blanke Schlamperei glauben könnte, wenn schlichtweg falsch und komplett sinnentstellend übersetzt wird, und der O-Ton dabei unterschlagen wird um letztlich eine Richtung in der Berichterstattung zu untermauern. Mittlerweile wurde das zwar korrigiert, aber was 23h verbreitet wurde, setzt sich erstmal fest. Das Dementi gibt weniger Sensation her und wird ggf. auch nicht mehr so viele erreichen. Von der Ausrede ganz zu schweigen.

Fast schon interessanter als die Artikel lesen sich die Kommentarmassen bei Indymedia. Falls stimmt, dass sich die Polizei zu Beginn der Demo so massiv zurückgehalten hat, wie einige schreiben, kann man erstmal nur seinen Hut ziehen. Ich kenne das auch anders, kenne auch das irreale Gefühl, einem BFE/USK gegenüberzustehen, der qua Instruktion (und Indoktrinierung?) zu keiner Kommunikation bereit ist, sich nicht im ruhigen Tonfall ansprechen lässt, sondern glattweg durch einen hindurchschaut. Mal ganz davon abgesehen, dass von einer nicht nur durch Uniform und Kampfausrüstung sondern auch durch Verhalten manifestierten Entmenschlichung auch eine Eigengefährdung für die Polizisten ausgeht, auch durch sowas fällt die Beißhemmung beim potentiell gewaltbereiten Gegenüber. Aber davon wieder weg. Sollten also die Berichte aus den Indy-Kommentaren korrekt sein, dann verlief die Demo zu Anfang tatsächlich von beiden Seiten vorbildlich.

Zu Anfang.
Von welcher Seite die Eskalation dann ausgelöst wurde, ausging, maße ich mir von der Ferne nicht an, beurteilen zu können. Da hoffe ich auch gar nicht, dass es irgendeine neutrale Berichterstattung geben könnte, die das glaubhaft darstellen würde. Dazu sind wie oftmals die Fronten zu verhärtet und die Chance, auf Unbeteiligte Zeugen zu treffen minimal. In der Folge der ersten Eskalation - irgendwie muss es ja begonnen haben - haben aber offensichtlich dann wieder beide Seiten ihre Minuspunkte zu verbuchen. Auf Seiten der Demo und der Demonstranten wurden Täter willentlich und/oder Unwillentlich gedeckt und nicht ausgeschlossen, separiert, wobei ich da auch schwerlich sagen kann, ob in einer Demo von mehreren Zehntausenden das möglich wäre. Von Seiten der Polizei, und da glaube ich auch eine Quintessenz aus diversen Berichterstattungen herauslesen zu können, wurde aber im gleichem Moment auch unverhältnismäßig heftig und damit auch übertrieben reagiert, überreagiert, so reagiert, dass aus der REaktion wieder Aktion wurde.

Den Theorien/Erzählungen von agents provocateurs, die in der Demo platziert worden waren, kann man Glauben schenken oder nicht - das hängt wahrscheinlich von der Neigung des Rezipienten ab. Die Möglichkeit zu verleugnen halte ich aber auch für naiv. Allein aus der Anschauung, wie rechtslastige/-radikale Gruppen im Vorfeld von G8 massiv ebenfalls gegen den Gipfel agierten und sich dabei einer Argumentation bedienten, die unreflektiert und oberflächlich der Argumentationen der Linken nicht mal allzu unähnlich erscheint, erschließt sich auch der Gedanke, dass außer polizeilichen Aufrührern mglw. auch Kräfte von rechts als mögliche Provokateure aus dem Inneren der Demo infrage kommen. Ich sage nicht, dass es so war oder dass ausschließlich "Fremdpersonen" aus der Demo mit Gewalt begonnen, aber ich sage auch nicht, dass es nicht so war oder dass ich die Möglichkeit nicht in Betracht zöge. Und dummerweise findet sich ohnehin schon in jeder Gruppe, und sei sie noch so klein, immer derjenige, dem die Mittel nicht weit genug gehen, der mehr Spass an Riots und Randale hat. Erst recht sind diese Umtriebigen dann in einer Menge zwischen 20.000 und 80.000 Menschen (je nach Quellenangabe) leider zu erwarten.

Und nochmal ganz unabhängig davon, ob oder wie ich mich zu aktuellen Geschehnissen positioniere, komme ich um Eines nicht herum. Die Idee, politische Geschehnisse im Gespräch, am Tisch oder durch friedliche Bekundung der anderslautenden Meinung zu verändern, die ist naiv. Das funktioniert schon nicht auf lokalster Ebene, wie soll es auf globaler funktionieren können. Ist man dem politischen Gesamtsystem nahe genug, schluckt und assimiliert es einen. Steht man weit genug entfernt ihm kritisch gegenüber, wird man bestenfalls ignoriert oder aber in Misskredit gebracht. Die Zeiten, wo man händchenhaltend und Liedchen singend eine anrückende Polizeitruppe aufhalten konnte ohne dabei kassiert zu werden, sind vorbei, wenn es sie denn überhaupt jemals gab. Ich legitimiere nicht jegliche Form von Gewalt, und Steine auf die Bauern zu schmeißen, die den falschen Beruf gewählt haben, hilft ganz gewiß niemandem weiter. In dem Moment wo Menschen verletzt oder getötet werden, wird eine Grenze überschritten, die nicht überschritten werden darf.

Die Frage ist, wie man die eigene Handlungsentschlossenheit dann sinnvoll untermauert und demonstriert und dabei zeigt, dass man eben nicht nach dem Händchenhalten und Liedchensingen wieder brav nach Hause schleicht und Montag wieder zur Arbeit pilgert als wäre nie etwas gewesen. Mit dem Friedlichbleiben ist über die Jahre nicht so sonderlich viel erreicht worden, außer dass passiver Widerstand auch schon als Landfriedensbruch gilt und geplante Demorouten routinemäßig eingeklagt werden müssen, weil man sonst durch menschenleere Gebiete geleitet würde. Nur was die Alternative ist oder sein könnte ... da bin ich derzeit noch ratlos. Latschdemos sind es nicht, aber blanke hooliganeske Randale ist es mit Sicherheit auch nicht, man kann nur hoffen, dass sich da irgendwie eine Lösung findet.


Gelesenes hier gesammelt:
TP: Demonstration gegen G8-Gipfel endete in Militanz
TP: Bericht eines Demonstranten aus Rostock
indymedia: Rostock: Polizei gewaltausloesendes Element
spiegelfechter.com: spon-strickt-an-der-rostock-legende
indymedia: Zehntausende bei Auftaktdemo gegen G8-Gipfel
indymedia: Agenturfotograf von Polizist verprügelt
zappi: rostock-ein-sommerschlachtstraum/
politblog: eskalation-polizei-inszeniert-buergerkrieg
korrupt: mit-friedlichen-mitteln-erreichen-wir-nichts
dobschat: wie-bescheuert-seid-ihr-eigentlich
Junge Welt: Unsere Militanten


31.5.07

Schäubles Kontaktanzeige

"Wolfgang (64), jung gebl., gut situiert, sucht pol. aktive junge Frauen u. Männer (18-30), die ihm gegen Rückporto ihre getragene Unterwäsche od. Socken zuschicken. Späteres ggs. Beschnuppern nicht ausgeschlossen. Kennw.: "Du riechst so gut" "



(Titanic, via Fefe)

29.5.07

Generalbundesanwältin im Interview

Der Spiegel hat die Generalbundesanwältin Monika Harms zum Gespräch gebeten. Der Spiegel dabei teilweise erstaunlich spitzzüngig:

Harms:
Erlauben Sie eine Gegenfrage: Ist Ihnen, als Sie jüngst über die RAF und vermeintliche Fehler des Staates berichtet haben, durch den Kopf gegangen, dass Sie dadurch eine Solidarisierung mit dem Gedankengut der RAF bewirken könnten?

SPIEGEL: Wir sind keine Ermittlungsbehörde, und die RAF ist seit 1998 Geschichte.


Was sonst so rauskam ...

SPIEGEL: Wie stark muss sich ein Rechtsstaat auch in den Mitteln von einem Polizeistaat unterscheiden? [Anm.: Im Kontext Geruchsproben]

Harms: Hier geht es doch nicht um Oppositionelle wie einst in der DDR, sondern um Straftäter, die nach Brandanschlägen Bekennerschreiben verschicken. Wenn diese Briefe besonders duften, ist das ein Ermittlungsansatz, dem wir nachgehen müssen. Brandanschläge sind ja keine Bagatelldelikte. Auch Andreas Baader und Gudrun Ensslin haben mit Gewalt gegen Sachen begonnen, bevor sie die RAF gegründet haben.

SPIEGEL: Wollen Sie die Globalisierungskritiker mit der RAF vergleichen?

Harms: Nein, das will ich nicht. Ich will nur davor warnen, die jüngsten Anschläge zu bagatellisieren.


Achso. Aber erstmal schön plakativ ins Feld führen, dass ja schließlich jeder mal mit einem kleinen Brandsatz angefangen habe.

Und sonst? Gekonntes Ausweichen, wachsweiche Antworten etc. pp., das übliche halt, und schlimmstenfalls weiß man halt von nichts.

SPIEGEL: Ihr Haus kennt die Aussagen doch schon seit 1982. [Anm.: Aussage von Verena Becker über den Schützen beim Buback-Attentat)

Harms: Das sagen Sie.

SPIEGEL: Das sagt die Bundesregierung. [...]

Harms: Ich kann nur sagen, dass wir keine Unterlagen im Haus gefunden haben und bisher auch keine Möglichkeiten haben, Aussagen, die noch immer als "geheim" eingestuft sind, zu verwerten. Was bei Ihnen nachzulesen war, steht insofern auf einem anderen Blatt.

SPIEGEL: Wo sind die Kopien in Ihrem Haus abgeblieben?

Harms: Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich es nicht weiß.


*seufz*

28.5.07

Homophobie amok

Da stolperte ich grad in der Netzeitung über die Randmeldung, im Polen würden aktuell die Teletubbies als schwul verdächtigt. Grund zu der Annahme: Tinky-Winky soll zwar männlichen Geschlechts sein, trägt aber eine Handtasche mit sich herum (die haben dabei sogar noch was übersehen: Er trägt lila - welcher anständige heterosexuelle Mann zieht sich denn bitte lila an? Lila und eine rote Handtasche, das geht nun wirklich zu weit ...).

Subjektiv kann ich persönlich bei den vier Pummeln sowieso keine Geschlechtsunterschiede ausmachen.
Eigentlich fiel mir dazu nur eine launiger Seitenhieb auf die damit wohl endgültig ausgestorbene Herrenhandtasche ein - aber bei dem Ausmaß der gesellschaftlich akzeptierten und nachgeradezu zelebrierten Homophobie im 'Ostblock', da trifft das zu kurz.

Mal ganz davon abgesehen, dass die Polen die Entdeckung mit der Handtasche nicht als erste/selbst gemacht haben, da war ihnen nämlich ein amerikanischer Fundamentalistenprediger zuvorgekommen.

Die Impertinenz, mit der die Gesamtächtung vom Homosexualität einerseits auf religöser Basis und andererseits mit der Gefährdung von Kindeswohl - wie wir doch alle wissen, entsteht Homosexualität nur durch schlechte Vorbilder, sprich geistige Verführung im Kindesalter *argh* - aufgebaut wird, ist schon arg heftig. Und wie in vielen dieser demagogischen Debatten (siehe auch: Killerspiele) völlig am wissenschaftlich Fundierten vorbei. Aber das wird ja auch gar nicht benötigt, schließlich hat man ja noch ein gesundes Volksempfinden und weiß, was gesund ist, und was krank. (Wahrscheinlich genausogut, wie andere wissen, wer anständig ist, und wer nicht.)

Die Deutungsansätze für die Ursachen von Homophobie (siehe Wikipedialink oben) sind pointiert, vor allem bei der tiefenpsychologischen Perspektive - und mehr bleibt dazu wahrscheinlich gar nicht mehr zu sagen. Außer vielleicht den ein oder anderen mal einen dezenten Hinweis auf das aktuelle Kalenderjahr zu geben.

Ach ich stell grad fest, das Thema ärgert mich noch viel mehr, als ich durch Bloggen abbauen kann. Schluss also. Unlustige Zeiten.

25.5.07

Funke der Hoffnung

Ja klasse. Ungeachtet aller Einwände und geleitet von nicht vorstellbarer Idiotie oder aber Durchtriebenheit wurde also der § 202c StGB durch den Bundestag gewunken (CCC).
Über den Irrwitz und die Verflechtungen, die das nach sich zieht, haben andere schon genug geschrieben (Netzpolitik.org, Fefe, missi) die Links sind lesepflichtig, aber ich spar mir das Wiederkäuen.

Zwar ist es sonst ja nicht so meine Art, das Gute an etwas zu sehen, aber vielleicht bietet dieses Debakel auch eine Chance. In der IT arbeiten ja nicht wenige Leute, und auch unter denen wird es die Masse (der Schafe, ich setz es jetzt mal nur in Klammern) geben, die immer noch der Ansicht sind, das ginge sie ja nichts an und nach dem Motto, sie seien ja "anständig".

Mit der neuen Gesetzgebung im Nacken fällt ihnen vielleicht auf, dass das jetzt einem Berufsverbot gleichkommt. Oder dass sie die Sicherheitschecks, die sie immer für die Kunden gemacht haben, auf einmal nicht mehr machen dürfen, sondern das darf grade nur noch Konkurrent 23, weil der den "Darf-Schein" schon hat. Usw. usf.

Auf einmal sind die ganzen braven Mittelständler und Arbeitengeher zumindest einer Branche ziemlich betroffen. Die haben dann auch noch Familien und Bekannte und regen sich vielleicht vor denen mal drüber auf. Und vielleicht denken dann auch nur 5% ein winziges Stück weiter. Und teilen die Gedanken (möglichst im Bad, bei rauschenden Wasserhähnen, oder auf einer Autobahnbrücke ...) mit Kollegen und/oder Freunden. Und vielleicht geht da dem ein oder anderen doch ein Licht auf.

Hey, man wird doch noch mal hoffen dürfen ...

20.5.07

Bilder, die die Welt erklären



Ganz unabhängig von dem Bericht über die mediale Aufschaukelung einer Hysterie bei Telepolis - das Bild, das zur Untermalung ganzen Hypes (*) benutzt wurde, hat seine ganz eigene innewohnende Komik.

(*) über dessen Gegenstandlosigkeit oder auch -haltigkeit ich keine abschließende Meinung habe. Allerdings das Faktum, dass Australien aufgrund der Einschätzung der USA, die wiederum auf der des BKA beruht (und die hatte auch wieder ganz eigene Schwächen, fällt mir allerdings leider heute abend nicht mehr en detail ein), eine Reisewarnung für Deutschland rausgegeben hat, das find ich doch außerordentlich drollig.

17.5.07

Alles nur Verschwörung?

Via Mail bin ich die Tage mit einer interessanten These konfrontiert worden. Mein langjähriger Mailfreund (jaja, heute hat man keine Brieffreunde mehr, sondern Mailfreunde. In Zeiten von immer größerer (eingeforderter) Mobilität ist eine Mailadresse auch weitaus verlässlicher als eine Postadresse ...) hat von Blogs 'ne eher schlechte Meinung, so schrieb er mir. Für ihn sind das größtenteils Leute, die irgendwelchen Verschwörungstheorien nachjagen, und je mehr sie auf Verschwörungstheorienseiten lesen, desto mehr glauben sie dran.

Von Natur aus von Selbstzweifeln zerfressen nage ich jetzt schon ein paar Tage an dieser These herum. Zudem er auch noch weitgehend recht damit hat, wenn er fortfährt, die meisten üblen Fakten seien nicht verdeckt und warteten drauf, dass sie irgendein Agent Mulder aufdecke, sondern seien ganz offen irgendwo zu finden, und man müsse sie nur nachlesen.

Bei letzter Ansicht kann ich ihm auch wirklich nur beipflichten. Das sehe ich inzwischen ganz genauso. Und drum halte ich die Blogs, die ich so regelmäßig lese, nun weniger für verschworene Theoretiker, sondern für genau das, was man gar nicht genug brauchen kann, wenn man nicht selbst jeden Tag etliche Stunden ins Web und die Recherche verwenden kann (zumindest, wenn man nicht dafür bezahlt wird, oder anderweitige zeitraubende Verpflichtungen hat - oder wie auch immer, ich fände jedenfalls vieles nicht von selbst, was mir die Blogs zutragen): Für mich sind wenigstens die Blogs in meinem Feedreader die Zuträger genau der Informationen, die irgendwo ganz offen rumliegen, aber auf den Standardpfaden der Verblödungsmedien eben doch außen vor gelassen werden.

Da kann man ja jetzt sogar zu einer neuen Metadiskussion über Profi- und Laienjournalismus ausholen. Wildes Vor-Sich-Hin-Geschreibsel aus dem Ärmel und dem blauen Himmel ist eins, aber das Verzapfte mit Referenzen zu belegen, ist etwas ganz anderes. Wo sich da die Referenzen aus dem Nebel der schwer nachzuprüfenden Quellen herausbewegen, da entbehren auch die Blogs jedem Vorwurf der Verschwörung. Imho.

Genauso wie es zweifelhafte Webseiten gibt (neben Printmedien und allem anderen), gibt es "natürlich" auch die Blogs, die sich fern aller Seriosität bewegen - aber es liegt ja am Leser, herauszufinden, ob er dem traut, was da steht, oder nicht.

Oder bin ich nur schon viel zu tief verstrickt in die Verschwörungstheorien?

12.5.07

Telekom@Streik

Zu F!XMBR

"Aber was soll das hier? Das merkt doch keiner, die Probleme der Telekom rühren doch eben daher, das der Service shayze ist und die Technik auch mal Wochen braucht um minimale Probleme zu fixen"

Hm :-/
Also mir bleibt da leider das Lachen im Halse stecken.
Die Rahmenbedingungen der Service-Unternehmen, in die die Telekomiker gesteckt werden sollen, spotten schon jeder Beschreibung. da finde ich jedes Mittel des Arbeitskampfes gerechtfertigt.

Ja, ich weiß. Bislang hat sich das Unternehmen bei den Kunden nicht grade mit Ruhm bekleckert (mal davon abgesehen, dass ich ganz persönlich keine schlechten und zuletzt sogar bemerkenswert gute Erfahrungen mit Abwicklung und Hotline gemacht hab -- Einzelfall, mag sein).

ABER.
a) glaube ich nicht daran, dass mit de facto Outsourcing und Lohndumping Motivation und Arbeitseffizienz der gleichen Mitarbeiter steigen
b) man kann über den Laden lästern wie man will, ich schätze mal, die meisten stecken nicht drin und können die Probleme, die da systemimmanent im Weg liegen, nicht beurteilen. Aus eigener Support-Erfahrung ist mir halt eins im Gedächtnis geblieben: Kein anrufbarer Kundenprellbock kann etwas ändern, wenn er mit inkompatiblen Mitteln arbeiten muss, geschweigedenn wenn irgendwo im Ablauf ein inkompetenter Trottel sitzt und erst recht nicht, wenn Abläufe fern der Praxis von powerpoint-süchtigen Theoretikern kreiert wurden aber nicht umgangen werden können/dürfen. Sogar beim CC-Agent, der ja eigentlich mehr über die Anrufer schreibselt, leuchtet das mitunter durch, dass die Leute mit Kundenkontakt in den Ketten derer hantieren, die in die Verlegenheit niemals kamen.

Insofern. Mag sein, die Kunden bekommen von dem Streik nicht effektiv etwas mit *lach* - die sind aber letztlich auch nicht das Ziel der Maßnahme

9.5.07

Bundestrojaner - goes Popkultur?

Die SZ hat zur Zeit mal wieder ein kleines Gewinnspiel laufen. Es gilt, in sechs Kategorien fünf Fragen in Folge richtig zu beantworten. In der Rubrik "Digital" stieß ich auf diese nette Frage mit einer unartigen Antwort ...

26.4.07

Wochenende, ich komme!

Angesichts des Endes meiner Arbeitswoche (ja, ich seh euch alle neidisch sabbern, *hähä*) Blödsinn zum Feierabend.

Steffentreffen hat da was aufgerissen, wie man es beim Bloggen angeblich machen soll. Allerdings: Ey, wo denn genau, ich filz jetzt schon ne ganze Zeit das bewusste Blog da und find das nicht, was du da aufzählst!
Aber dennoch, nett aufgespiesst ;-)

Aber, wenn schon Bloggerregeln geschweigedenn Kodizes, dann doch aber ganz klar
Dobschats!

Aber, cum grano salis. Wenn ich sowas lese(-n muss) wie:
"Die Blogosphäre belohnt solche Menschen mit Links"
a) bin ich nur publicity-geil und blogge deswegen?
oder
b) bin ich der Foren und ihrer imbezilen Trolle müde und verbreite mich daher im fast ungelesenen Blog?
oder
c) ist mir beides irgendwie Banane und es ist einfach die Web-Affinität und die Möglichkeit, eine weitere Ausrede zu haben, warum man am Rechner nichts nachvollziehbar produktives macht?

Ich matche ja ganz klar auf b) und c), a) spielt eigentlich keine Rolle - leider haben ich jetzt versehentlich Ratschlag #2 erfüllt: "
Werden Sie persönlich".
Ich bin untröstlich und verzichte vorsichtshalber auf weitere Zerfledderei.

Good night, and ... good luck.

24.4.07

Es gibt noch Recht vor Gericht

Der SpOn grad mit Eilmeldung: Christian Klar bekommt seine Hafterleichterung als Vorübung für die mögliche Entlassung auf Bewährung Anfang 2009.

Die waren ihm auf Geheiß des baden-württembergischen Innenministers zunächst versagt worden, weil Klar ein Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz verfasst hatte, in dem er sich antikapitalistisch geäußert hatte.

Ich muss ja zugeben, am schönsten an der Sache finde ich den Schlag ins Gesicht der Po-puli-tiker, die hochtrabend forderten, auf einen solchen Wortlaut hin wäre eine Hafterleichterung nicht machbar. Offenbar haben sie da doch etwas verkannt, was Haft- und Hafterleichterungsbedingungen und vor allen Dingen die Meinungsfreiheit betrifft.

Nachschlag:
Die Frankfurter Rundschau gibt noch etwas mehr her:


"Zugleich stellten die Richter fest, dass die Entscheidung des baden-württembergischen Justizministers Ulrich Goll (FDP) auf Nichtzulassung von Vollzugslockerungen die Rechte Klars verletzt habe."

Salvatorische Klausel:
Nicht, dass ich aktuell Gegenbeispiele parat hätte für Gerichte, die statt Recht Politik sprechen (allerdings meine ich schon, mich an das ein oder andere zu erinnern). Nur lehrte mich das Leben schon in jungen Jahren, eher pessimistisch zu sein. Man hat einfach mehr davon: Entweder man wird in seinen Annahmen bestätigt (gutes Gefühl) oder angenehm überrascht (noch besseres Gefühl).

28.3.07

NoFi: Demolition Man

NoFi:
No Fiction - analog zur Science Fiction, kurz SciFi

Alkohol, Koffein, Kontaktsportarten, Fleisch, scharfe Gewürze, und Sex sind verboten. Von Nikotin ganz zu schweigen.
So stand 's im Plot vom guten alten "Demolition Man".

(Wie das wohl mit virtuellen Kontaktsportarten bzw. virtueller Gewalt aussieht? Wer sich an den Film erinnert, kennt die halbvirtuelle Version, wie dort bzw. dann Sex praktiziert wird. Körperlos zwar, aber dem verdutzten Blick des zeitversetzten (aufgetauten) Cops Spartan aus den 90er Jahren nach nicht weniger vereinnahmend. - Aber die Hoffnung ist trügerisch, eingedenk allein der Grußformel "Sanfte Grüße, was sind ihre Extreme?" zieht bestimmt schon die bloße Erwähnung von Killerspielen eine Strafe von einem Credit wegen Verstoßes gegen das verbale Moralitätsstatut nach sich ...)

"Gesellschaft im Verbotsrausch" titelte nicht etwa 2032 sondern schon 25 Jahre vorher am gestrigen 27.03.2007 ein Leitartikel der WAZ:

"Alles, was gewalttätig, dick, doof oder krank machen könnte, gerät nahezu gleichrangig immer wieder in den Blick der Weltverbesserer."

Die WAZ zu Gefahren und Gründen des Verbotsbooms:

"Einmal davon abgesehen, dass es freudlos ist, Menschen das Leben kurz und klein zu verbieten: Es ist lebensgefährlich. Wenn eine Gesellschaft sich dem Verbotsrausch hingibt, hört sie auf, selbständig zu denken, Verantwortung zu übernehmen und neue Ideen zu entwickeln. [...] Verbote [...] kosten nichts. Wohnt ihnen sogar ein pädagogischer Ansatz inne, verlassen sich Politiker im Kampf um parteipolitische Macht gern auf die gefühlten Mehrheiten des Moments. Komasaufen? Alkoholverbot. Für den Moment fühlt man eine Mehrheit hinter sich."

Als der Film rauskam, emfpand ich ihn ja schon vor bald 15 Jahren als eine köstliche Persiflage auf den Trend zu sanft, soft und bloß nicht irgendwie gesundheitsschädlich. Und ich lächelte und war froh, denn es könnte schlimmer kommen - und siehe, es kommt schlimmer.

(via)

21.3.07

Atomangriff auf New York

Den haben amerikanische Forscher computersimuliert, ist im SpOn zu lesen.
Und, oh Überraschung: Die Folgen wären verheerend, wenn auch "nicht das Ende der Welt".

Durchgerechnet wurden zwei Varianten, einmal mit einer "kleinen" Bombe, die von der "Achse des Bösen" kommen könnte, und mit einer Sprengkraft von 20 Kilotonnen TNT immerhin noch die Dimension der Bombe von Nagasaki erreicht; und zum anderen eine große Bombe mit einer Sprengkraft von 550 Kilotonnen TNT wie man sie angeblich in Russland klauen können soll.

Ergebnis der Berechnungen: Beide Bomben töten durch Druckwelle und Strahlung, nur bei der großen werden noch kilometerweit reichende Feuerstürme angenommen. Die Zone tödlichen Fallouts ist beträchtlich. Die örtlichen Krankenhäuser sind entweder zerstört oder dem Ansturm Verwundeter nicht gewachsen.

Grund der Berechnungen ist natürlich, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Atomangriff auf eine amerikanische Großstadt steige.

Aber zum Schluss des Artikels wird gottlob noch erklärt, wie man die Zahl der Opfer ganz leicht senken kann, wenn man sich auf die hohe Zahl ver Verbrennungsopfer einstellt und diese noch im Feld behandelt und außerdem noch die Windrichtung im Auge behält, um dem Fallout auszuweichen.

Außerdem ist uns ja allen aus den klassischen Lehrfilmen noch gut bekannt, dass man sich im Fall eines Angriffs unter seinen Tisch setzen sollte!
Na dann ist ja alles in Butter.

20.3.07

Sinn und Sinnlosigkeit

oder: Eingesperrt im Elfenbeinturm

Radio: Auf Linie
Fernsehen: Auf Linie
Zeitungen: Auf Linie
Rest: Zu klein?

Mitunter fällt mich die drohende Belanglosigkeit mit einer Intensität an, dass das nächste Blogposting sehr weit weg rutschen will. Wozu auch, grad dieses Blog hier glänzt durch Unerheblichkeit und Unbekanntheit. Was kümmert 's da, ob ich meine Widerreden zur Zeit ins Internet stelle, das noch geduldiger ist als Papier, oder auch nicht.

Unlängst fiel mir ein Zeitungsartikel über eine kleine Veranstaltung in die Hände, bei der ich auch "live" anwesend gewesen war. Womöglich hat der Reporter ja den Beruf verfehlt oder mit anderen Dingen zu kämpfen die seine Kapazitäten banden, aber der Artikel war schlichtweg unter aller Sau. Und so sehr ich ansonsten mein eigenes Geschreibsel als Unfug abtun mag, da stell sogar ich mich dreckfrech hin und sag: Das hätt' ich besser gekonnt.

Zeitlich nicht weit davon entfernt hörte ich einen Dokumentarfilmer, der mittelgradig mit dem Boykott durch die gleichgeschalteten Fernsehanstalten zu kämpfen hat, sagen: "Auch kleinräumige Öffentlichkeiten können Wirkung haben und haben auch Wirkung."

Die Worte in allen Ehren und ich hoffe und wünsche wirklich, dass da noch was dran ist. Außerdem muss er sich ja diese Einstellung bewahren, sonst kann er seine Kamera bei eBay verscheuern und sich bei der Arge melden.

Trotzdem gibt es diese Phasen, wo ich nicht dran glauben kann, dass eine handvoll "kleinräumige Öffentlichkeiten" noch irgendwas bewirken können gegen die allgegenwärtige Berieselung mit pseudodokumentarischen Formate, die aufklärerisch tun und doch jeden Hintergrund gekonnt aussparen.

Was wird aus einem Haufen kleinräumiger Mikrokosmi? Werden sie einer nach dem anderen geordnet kollabieren? Werden sie einer nach dem anderen missachtet, geschweigedenn verunglimpft in der Ungehörtheit untergehen? Oder besteht doch noch die Chance, aus dem eigenen Elfenbeinturm heraus irgendwie noch wirksam zu werden und noch irgendwas bewirken zu können?

Und was bleibt zur Motivation in den Phasen des Zweifels?
So abgedroschene Phrasen wie "wer nicht kämpft hat schon verloren", ja das ist was wahres dran, aber wie oft kann einen das nicht mehr trösten ...
... bis dann die Renitenz wieder die Oberhand gewinnt und wenigstens solche Überlegungen noch den Weg ins Blog finden - more to come