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28.3.09

Sommerzeit

Juhu, ab morgen ist mal wieder Sommerzeit :-)

Entgegen einer angeblichen Mehrheit der Bundesbürger (z.B. Netzeitung) hab ich nämlich nix gegen die Sommerzeit, im Gegenteil, ich steh drauf.

Mal ehrlich. Im Juni wird es mit Sommerzeit schon ab 4 Uhr früh wieder hell, ohne verstellte Uhr wäre es da erst 3 und würde schon tagen. Fänd ich seltsam bis unangenehm. Und wenn es im Sommer schon um 19 statt um 20 erst dunkel würde, würde mir auch was fehlen.

Mir gehören bestimmte Dinge zu bestimmten Jahreszeiten dazu. Dass es abends bald dunkel wird, das ist Winter. Dass man abends bis 22 Uhr noch leichtes Dämmerlicht hat, das ist Sommer. Und da hilft die Uhrenverdreherei viel, um das zu betonen und mir, ja mir, ganz EGO, nur ich, das passende Jahreszeitgefühl zu geben.

Würde man sie abschaffen, ich würde sie vermissen.

26.3.09

Muss mal zitiert werden

"Diese Lähmung der Einzelnen halte ich für das größte Übel des Kapitalismus. Unser ganzes Bildungssystem leidet darunter. Dem Studenten wird ein übertriebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und er wird dazu ausgebildet, raffgierigen Erfolg als Vorbereitung für seine zukünftige Karriere anzusehen.
Ich bin davon überzeugt, daß es nur einen Weg gibt, dieses Übel loszuwerden, nämlich den, ein sozialistisches Wirtschaftssystem zu etablieren, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielsetzungen orientiert."

Albert Einstein, 1949

24.3.09

München : Stuttgart 1:0

Nene, kein Fußball. Nur ein Nachschlag zu dem unsäglichen Amokgeseire, das immer noch die Medien auf- und abschwappt, mit seinen unvermeidlichen Idiotien allenthalben.

Der SWR berichtet, die "Intel Friday Night Game", die kommenden Freitag hätte in Stuttgart stattfinden sollen, sei von der Stadt abgesagt worden. Weiter heißt es:

"Dort sollten unter anderem auch die als Killerspiele kritisierten "Counter Strike" und "Warcraft" gespielt werden. Nach dem schrecklichen Amoklauf in Winnenden und Wendlingen, bei dem 15 Menschen getötet wurden, könne man eine solche Veranstaltung derzeit nicht akzeptieren, begründete Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) die Absage. [....] Trotz Bitten der Stadt waren die Veranstalter der "Intel Friday Night Game" offenbar nicht bereit, andere Spiele zu verwenden. [....] Der medienpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Jürgen Walter, begrüßte den Schritt der Stadt Stuttgart ausdrücklich: "Es hat den Veranstaltern wohl an der nötigen Sensibilität gefehlt, sonst wären sie selbst darauf gekommen, wie instinktlos eine solche Veranstaltung eine Woche nach der zentralen Trauerfeier in Winnenden ist", sagte Walter."
Während in München nach einer Fotostrecke der Süddeutschen Zeitung die "PC-Game-Bundesliga" schon vergangenen Freitag stattfand, wo neben einem nicht genannten dritten Spiel und einer Fußballsimulation auch Counterstrike Wettkampfspiel war.

Nun ist die Untertitelung der SZ-Fotostrecke auch nicht das Gelbe vom Ei der Ausgewogenheit, unerwarteter Pluspunkt für Bayern respektive München bleibt aber doch, dass die Veranstaltung stattfinden konnte, obwohl sie zeitlich noch viel näher am Geschehen war.

In Stuttgart hat sich nur wieder die impertinente Ignoranz verdeutlicht, mit dem der seltsamen Subkultur der Gamer begegnet wird. Spiele sind alle eins wie das andere, so liest sich das. Unsauberkeiten wohin man nur schaut.

Als Killerspiel gescholten wurde das nunmal blutfreie World of Warcraft - das sich halt denkbar schlecht für eine LAN-Meisterschaft eignet, was man leicht rausfinden könnte. Vermutlich hätte in Stuttgart das Strategiespiel Warcraft gezockt werden sollen, aber darüber verlieren wir mal lieber kein Wort, denn a) wissen wir nicht, was der Unterschied zwischen Strategie und MMORPG ist, b) kann sich hinter einem Namen wie Warcraft ja nur Brutalität und anschauliches blutrünstiges Gemetzel verbergen und c) hätten wir ja die Empörung nur halb so gut schüren können, wenn wir zugegeben hätten, dass es sich da auch nur um eine PC- und Fantasyvariante von Schach handelt.

Und die bösen Veranstalter hatten nicht die Feinfühligkeit, andere Spiele spielen zu lassen, pfui aber auch! Nun, wenn ein Saison-Preisgeld von 130.000 Euro zu gewinnen ist, handelt es sich doch ziemlich wahrscheinlich nicht um eine Glücksspielrunde, sondern um irgendwas spezielleres (um nicht mit Slang wie Progamer und E-Sports-League anzufangen) - und dass man nicht mal eben vorschlägt, in Wimbledon solle doch dieses Mal lieber Badminton gespielt werden, geht ja auch nur um Schläger und Netz, würde jedem einleuchten. Nur diese komischen blassen Computerjunkies, bei denen muss doch eins wie das andere sein.

Und an der nötigen Sensibilität fehlt es nur denjenigen, die daran jetzt rummotzen, anstatt sich erst kundig zu machen, um was es in den Spielen geht, welche Liga bei solchen Hallenturnieren antritt und - um Himmels Willen - was die Aggressionsforschung zu "Killerspielen" zu sagen hat. Aber die Grünen sind halt auch schon im Schmelztiegel der populistischen "Mitte" angekommen.


WTF?
STFU!

Nachtrag: Auch Nürnberg überholt Stuttgart locker auf der Außenbahn (via fefe).

18.3.09

Die übliche Polemik

... die sich jetzt allenthalben von den Medien verbreiten lässt zum Thema Ursachen, Auslöser und Prävention künftiger Fälle wie Winnenden, Emsdetten, Erfurt, möcht ich mal gar nicht mit Anmerkungen würdigen.

Was mir "diesmal" besonders übel aufstößt sind die Randdebatten und Unsauberkeiten.

Da wird sich im online-trendigen Kommentarbereich zu Nachrichten bei Nachrichtenmedien (z.B. SZ) ebenso wie im traditionsgemäß oft und gern trolligen Heise-Forums-Ableger bei Telepolis pauschal über alle Berufsstände echauffiert, die mit "Psych-" anfangen, ungeachtet und ganz offensichtlich auch in Unkenntnis der Unterschiede zwischen Psychiater, Psychologe, ärztlichem und psychologischen Psychotherapeuten, Pharmakotherapie und Psychotherapie, von Feinheiten dabei noch ganz zu schweigen. Da wird ein Niveau unterschritten, das sogar beim Boulevard noch als anerkannte Grenze gilt.

Da ergeht sich die (ebenso wie die Opfer und deren Familien bedauernswerte) Familie des Täters in Beteuerungen, er habe sich nicht in Therapie befunden, er wäre "nur" ambulant bei einer Klinik gewesen. H-hm, nein ich hab keine Gesundheitsprobleme, ich war nur ambulant beim Hausarzt. Freut auch sicher niedergelassene Therapeuten, dass ihre ambulante Behandlung keine Therapie ist. Es ist ja verständlich, dass die Familie jetzt verleugnet, eventuelle psychische Probleme beim Sohn gekannt zu haben (allein der Wunsch, sich die Medienmeute vom Hals zu halten, würde bei mir als Rechtfertigung schon durchgehen, und selbst wenn es Vorsatz oder zumindest grobe Fahrlässigkeit war, die Knarre offen rumliegen zu lassen, kann ich mir vorstellen, dass da jetzt erstmal auf biegen und brechen versucht wird, gut dazustehen, die Lage ist schon grauslig genug). Der Versuch ist so aber mehr als lächerlich.

Da wird ganz alarmiert der Zeigefinger hochgereckt, als gerüchteweise aufkommt, der Täter habe evtl. Psychopharmaka genommen (u.a. hier, via fefe, dessen Anmerkung auch gelesen gehört), und man habe doch da neue Untersuchungen aus den USA gelesen, nachdem Antidepressiva aggressions- und selbstmordfördernd seien. Wie bahnbrechend. Die Genese einer Depression zu kennen ist unwidersprochen nicht zwingend nötig für Journalisten. Beim Aufkommen solcher Aspekte das Internet mal ganz kurz nach "antidepressiva selbstmordgefahr" zu durchforschen, halte ich aber noch für ausdrücklich zumutbar. Dann stieße man darauf, dass es regelmäßig genug vorkommt, dass der (in der Depression z. T. stark verminderte) Antrieb bereits wieder erstarkt, die Stimmungslage aber noch nicht aufgehellt wurde, und schon ist das große Rätsel keines mehr, sondern als prinzipiell normaler Ablauf bei der Vergabe von Antidepressiva auf einmal banal. Mal ganz davon abgesehen, dass ja noch lange nicht gesagt ist, dass verordnete Psychopharmaka auch eingenommen werden, geschweigedenn so wie verordnet. Das und vorige Punkt tragen auch nicht gerade dazu bei, die Psych*-Berufe in einem besseren Licht dastehen zu lassen.
Außerdem wird in dem Blogposting als Beweis dafür, dass bereits etliche Täter unter dem Einfluss von Psychopharmaka standen, angeführt, dass sie so unbeteiligt vorgingen, als ob sie das alles völlig kalt ließe. Ist zwar ein an sich nicht so unempathischer Gedanke, geht aber leider auch wieder an dem vorbei, was eigentlich Grundlage ist, um sich über Gewalt und spezielle Auftretensformen unterhalten zu können. Fakt ist, dass es zwei Modi von Gewaltausübung gibt, einmal die affektive, die zu Wirtshausschlägereien und mitunter auch zu Amokläufen führt, und einmal den Jagdmodus, der wohl evolutionär übrig geblieben ist und wie Dr. Jens Hoffmann in der 3sat-Kulturzeit vom 11.03. (hoffe der Link hält noch etwas) es so nett formulierte, wenn man das Bambi streicheln will, kann man es nicht mehr töten, um es zu essen. Bei den Amokläufen, die eine Endabrechnung des Täters sind, ist dieser Modus der logisch verwendete.
Am Ende ergeht sich der Blogposting dann ohnehin in recht breit gestreutem Gewettere gegen die festgestellten Psychopharmaka bei schlimmen Amoktaten, die Medikamente werden dann mal pauschal als Psychodrogen bezeichnet, selbst wenn es sich um ein natürliches Element handelt, das auch natürlich im menschlichen Körper vorkommt, wie Lithium. Wikipedia hätte auch hier mal wieder geholfen, sei es zu Lithium, Fluoxetin (Prozac, Fluctin) oder auch weiterführend zum Serotoninsyndrom an sich.

Da wird sich einer abgeschwallt über sogenannte Amokläufe, die sich bei minimaler Betrachtung herausstellen als ziemlich spezifische Taten von Schülern und Ex-Schülern an ihren Schulen, was sich bei geringfügiger Nachlese als Teilaspekt herausstellen würde und nicht als die Hauptauftretensform. Nicht mal die Häufigkeit wird halbwegs richtig erfasst, obwohl sogar noch eine Suche im Internet dazu Zahlen ergeben würde, die näher an der Realität liegen als die enormst breitgetretenen Schulamokläufe. Von der Geschichte ganz zu schweigen, es ging in Deutschland halt auch nicht erst 1992 los (trug glaub ich jemand in einem SZ-Kommentar bei, wenn ich mich recht entsinne), sondern mindestens schon 1913 (man suche nach: "Hauptlehrer Wagner") - was hat der Mann wohl für bösartige Spiele konsumiert? Oder gar Psychopharmaka eingenommen?

Da kam schon bald der Gedanke auf, die Tat könnte inspiriert worden sein von dem nur weniger Stunden vorher stattgefundenen Amoklauf in Alabama (wohlgemerkt, der wird dann plötzlich auch Amok genannt, obwohl das gar kein Schüler war, komisch komisch), und gleich postwendend ein 12-stündiges Sonder-Spezial geschaltet. Su-per Reflexion, kann ich nur sagen, Hut ab! Wir erkennen den Nachahmungseffekt und handeln komplett gegenläufig. (Schöner Fokus darauf beim Spiegelfechter)

Da erscheint im Wissenschaftsressort eines Nachrichtenmagazins ein Artikel, der vom aktuellen weggeht und Erklärungsansätze aus der Literatur zu erläutern sucht und dann doch irgendwas daraus nicht verstanden oder nur überflogen hat - oder ich bin mal wieder nett und versuche die Möglichkeit einzubeziehen, dass da evtl. eine Redaktion gekürzt hat, was jetzt sinnentstellt dasteht, so richtig gelungen ist das jedenfalls auch nicht. Obwohl man ja schon froh sein kann, wenn jemand überhaupt Literatur heranzieht und nicht einfach nur auf die gewohnten Ziele eindrischt.

Naja und der Rest, der läuft unter der eingangs erwähnten üblichen Polemik, vom reflexhaften Verbellen der aktuell verbrämten Medien (wie Fefe schrieb: "Ich erinnere mich noch an Zeiten, als die Rockmusik angeblich an der Verrohung der Jugend Schuld war."), über eine natürlich zutiefst betroffene Bundeskanzlerin, die noch nicht mal den Ort des Geschehens korrekt mitgeteilt bekommen hat bis zu mal kurz am Rande erwähnten oder auch mal minutenlang zu Wort kommen gelassenen Forschern, die tatsächlich zum Thema Amok arbeiten, aber dann ganz schnell vom üblichen Pfeiffer ersetzt wurden, der jetzt wieder die Debatte mit seinem gewohnten Spiele-Bashing prägt. Aber passt natürlich ins Bild, die paar Millionen Gamer sind ja nach wie vor allen so suspekt, dass man lieber auf die losgeht, anstatt menschliche Rahmenbedingungen zu schaffen, eine Kultur wo man nicht nur am Körper einfach mal Hilfe beim Gesundwerden in Anspruch nehmen darf ohne stigmatisiert zu werden, und und und.