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27.6.06

Euphemismen

Der Kommentar schreit nach mehr ;-).

Klar, baden gehen werden wir sowieso. Da helfen auch keine Berufsdemonstranten, Brotspiele, Sommerlöcher oder -theater geschweigedenn der feste Wille zur Besserung mehr. Da könnte man sich doch auch ne schöne Zeit machen, die Augen vor allem verschließen, die Schuld für das Elend der Welt bei den Kommunisten, Schiedsrichtern, Leistungsempfängern, Frauen und anderen Minderheiten suchen. Bloß nicht bei sich und denen, die so nett waren, das Feindbild zu vermitteln und die Anschauung der Realität vorzubereiten.

Wenn denn schon alles verloren ist ... Hey, an den Tagen, an denen ich das auch denke, schreibe ich auch nicht in den Blog, ist doch auch schon egal ...

An den Tagen jedoch, wo ich schreibe, da schreibe ich auch gegen Kollateralschäden und Humankapital, gegen soziale Schwächerstellung und Mitarbeiterfreisetzung, gegen dieses ganze linguistische Prozac und den geistigen Weichspüler an, die Welt wird schließlich nicht dadurch besser, dass man sie kuschelig benennt.

Der Bär ist tot

Jetzt gibt es also ein Sommerloch-Thema weniger, einen kurzen Nachruf auf den Petzi mal ausgenommen.

Gottlob gibt es aber noch genug Fußballspiele, über die berichtet werden kann.

Keine Gefahr also, dass sich die breite Öffentlichkeit mit kritischen Betrachtungen wie Teil 3 der Telepolis-Reihe belasten muss.

20.6.06

Sozial schwächer gestellt

In vielen aktuellen Debatten und Diskussionen ist immer wieder von "sozial schwächer Gestellten" die Rede. Das hat inzwischen jeder so akzeptiert und offenbar kaum einer je hinterfragt.

Ist das denn die Möglichkeit?

Es weiß doch auch jeder, was damit gemeint ist: Nämlich Menschen/Familien, die finanziell schwächer dastehen.

Diese Kind aber nicht beim Namen zu nennen, sondern sich auf "sozial schwächer Gestellte" herauszureden ist so daneben, dass es an Dummdreistigkeit grenzt.
Sämtliche Definitionen von "sozial" beziehen das Finanzielle ausdrücklich nicht mit ein (nachgeschaut habe ich jetzt nur zur Sicherheit ;-) ).

Obwohl, mit viel viel Bitterkeit vielleicht doch. Der zweite Punkt von Wikipedias Definitionen, "rechtlich", beinhaltet folgenden Satz:

"Dem zu Folge hat jeder Mensch in Deutschland (...) einen Grundanspruch darauf, dass sich der Staat um ihn (in äußerster Not) kümmert."
Damit wären die sozial schwächer Gestellten diejenigen, um die sich der Staat nicht mehr richtig kümmert ... gar nicht so weit hergeholt, fürchte ich.

Aber von dem Exkurs mal wieder weg. Wie kommt es bloß zu diesem Un-Begriff, der so völlig am Kern der Sache vorbeigeht und gleichzeitig so völlig in die falsche Richtung zeigt? Der einen fast annehmen lässt, Mangel an Geldmitteln könne nur denen zustoßen, von denen sich jeder gern distanziert, dem Pöbel und der Plebs, die nicht nur finanziell minderbemittelt ist, sondern eben auch - sozial?

Ist das einfach nur dummdeutsch, das sich eingebürgert hat?
Oder ein gezielter Euphemismus, um die Armut nicht in den Mund nehmen und dabei auch gleich noch zugeben zu müssen, dass heute keiner mehr davon gefeit ist?

19.6.06

Der nächste Link

Schon wieder Telepolis - das scheint eine interessante Artikelreihe zu werden.

18.6.06

PISA so und PISA so

Der abendliche Blick in die Online-Zeitungen bietet doch immer wieder Gelegenheit, irgendwas aufzuspiessen (ansonsten: siehe unten).

Da ist heute zu lesen, dass die Universitäten eine Ansturm von Studenten erwarten. Da gebe es höhere Abiturientenzahlen und zudem noch den Zusammenfall der Verkürzung von 13 auf 12 Schuljahre, wo dann praktisch zwei Jahrgänge gleichzeitig fertig werden.

Das ist doch eigentlich toll!
In der zu Tode zitierten PISA-Studie (btw: Programme for International Student Asessment) wird neben vielem anderen an Deutschland immer wieder bemängelt, dass im Vergleich viel zu wenige junge Leute auf die Uni gehen geschweigedenn dort auch einen Abschluss erreichen.

Nur leider, leider, ist die Lage an den Hochschulen schon ohne diesen erwarteten Boom nicht so, als dass man den Studierwilligen auch angemessene Studienbedingungen bieten könnte. Überfüllte Hörsäle und Seminare sind inzwischen einfach nur die Regel.

Hoffnung könnte man nun dorthinein setzen, dass die Finanzierung der Universitäten von der Anzahl der Studenten abhängt, sprich viel mehr Studenten bedeuten (eigentlich) auch viel mehr Geld für die Unis. Aber natürlich konnte mit der "Schwemme" von Studenten, die jetzt "plötzlich" "droht" ja keiner rechnen, und daher sind die Länderhaushalte gar nicht darauf ausgelegt, eine derartige "Mehrbelastung" aufzufangen.

Stattdessen wird dem in vielen Bundesländern dadurch vorgebeugt, dass man Studieninteressierte durch Androhung der Kürzung der persönlichen Mittel bzw. Einführung in eine Karriere als verschuldeter Konsument zu anderen Karriereplänen überredet. Wie nett, wäre da nicht auch noch ohnedies eine so genannte Lehrstellenlücke.

Zu glauben, niemand werde sich durch die geplanten bzw. beschlossenen Studiengebühren von einem Studium abhalten lassen, ist naiv. Gretchenfrage: Wenn nun aber mehr Abiturienten auf den Lehrstellenmarkt drängen, zu wessen Lasten wird das gehen? Ich erlaube mir, selbst aufzulösen: Zu Lasten derer, die (zum Teil wegen einer einzigen Entscheidung im Alter von 9-10 Jahren) "nur" einen "niedrigeren" Schulabschluss erreicht haben.

Und was sagt uns das alles unterm Strich?
PISA lesen und laut aufschreien heißt nicht, PISA auch verstanden zu haben.

Mein eigenes kleines Sommerloch (#1)

Nichts zur Tages- oder Epochenpolitik und erst recht nichts zur WM *brrr* (hoffentlich kann ich das durchhalten). Stattdessen gebe ich mal eine meiner liebsten Geschichten zum Besten, die man so schön in Richtung Verschwörung umdeuten kann ;-)

Es geht um
Bier, Kirche, das Recht auf Rausch und legale und illegale Wege dorthin.

Früher, also viel früher, da gehörte das Bierbrauen wie das Brotbacken und ähnliches zur Hausarbeit und war damit Sache der Frauen. Zu solchen Zeiten wußten auch und gerade die Frauen noch eine ganze Menge mehr über Kräuter und deren Wirkungen als heute noch bekannt ist.
Auch davon unabhängig waren die Anfänge der Braukunst von viel Experimentieren, Misserfolgen (die später dann auch noch den Brauhexen zugeschrieben wurden) und einer recht kreativen Zutatenliste geprägt. Hopfen war z.B. als Geschmackszutat noch gar nicht bekannt, stattdessen wurde das Bier mit Eichenlaub, Eichenrinde und anderen schmackhaften aber harmlosen, aber auch mit so unartigen Dingen wie Stechapfel und Bilsenkraut versetzt. Wie ein solches Gebräu eingeschlagen haben muss, kann man sich wohl bildlich vorstellen.

Im späten Mittelalter fielen dann mehrere Ereignisse wirkungsvoll zusammen. Die Klöster hatten, aus Gründen der Ernährung während der Fastenzeit, das Bierbrauen angefangen und perfektioniert, dabei auch in Männerhand überführt, und auch als Geldquelle entdeckt (die wurde ihnen allerdings später auch oft wieder genommen, als das Bier wegen der Beliebtheit auch als Steuerobjekt entdeckt wurde).
Das Reinheitsgebot für Bier wurde erlassen und verbot fortan andere Zutaten als die allseits bekannten Wasser, Malz und Hopfen (und Hefe, die war damals aber noch gar nicht bekannt).
Die Hexenverfolgungen des Mittelalters hatten außerdem die kräuterkundigen Frauen besonders betroffen und viel Wissen vernichtet.

Die Gründe für die Verfolgung dieser Frauen kann man nun relativ oberflächlich auf wütenden Mob zurückführen, oder man begibt sich auf glatteres Eis und zieht in Betracht, dass die medizinische und seelsorgerische Arbeit der Frauen, zum Beispiel als Hebamme, der Kirche als Konkurrenz ein Dorn im Auge war. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit der Trance, die die inhaltsreicheren Biere mit sich brachten (von der hohen Kräuterkunde zeugen auch überlieferte Rezepte für die Hexensalben), wo doch der Gläubige als gehorsamer und steuerbarer Untertan seine Verzückung gefälligst nur auf amtlichem religiösen Wege erfahren sollte (auch hier: glatteres Eis).

So betrachtet gewinnen die harten Fakten von oben jedenfalls eine zweite interessante Bedeutung: Systematischer Ausbau des Herrschaftsmonopols der Kirche durch kontrollierte Herstellung eines berauschenden Getränks bei gleichzeitiger Ausschaltung der Konkurrenz (und ganz nebenbei noch Eliminierung einer potentiell wichtigen Rolle der Frauen, ganz am Rande).

Der Erfolg hält sich bis heute, Alkohol ist eine anerkannte Gesellschaftsdroge, immer noch tauglich für Brot und Spiele, während ungezählte andere Wege zur Ekstase/Trance oder auch banaler zum Rausch entweder in Vergessenheit geraten oder mit Verboten belegt sind (von kontemplativen Methoden mal ganz abgesehen, aber frei von Vorurteilen werden die auch nicht immer betrachtet). An die regelnde Stelle der Kirche sind Staat und Medien getreten, der Effekt bleibt immer noch der gleiche.

17.6.06

Nur ein Link

bleibt mir heute übrig:

Unschlagbar passender Artikel bei Telepolis

(war ich wohl nicht schnell genug ;-) )

Irrwitzige Aktualität gewinnt in dem Zusammenhang wieder ein Zitat von Tolstoi, das mir zugegebenermaßen schon lange gut gefallen hat:

"Man sagt, dass die Arbeit den Menschen gut mache; doch ich habe immer das Gegenteil beobachtet. Arbeit und der Stolz auf sie machen (...) den Menschen grausam. Die Arbeit ist nicht nur keine Tugend, sondern in unserer falsch organisierten Gesellschaft meist ein Mittel, das sittliche Empfinden zu töten."

15.6.06

Und im Kontrast dazu

... sollen den Unternehmen ab 2008 (weitere) acht Milliarden Euro Entlastungen zukommen. Auch wenn die Gegenfinanzierung der dann fehlenden Milliarden noch völlig unklar ist, das wird sich bis dahin schon finden.

Gottlob, es wird auch noch gehätschelt und verwöhnt.

14.6.06

"Gemeinschaftsdienst" als Pflicht.

Schon Sommerloch? Oder WM-Loch?

Damit preschte heute der junge Stefan Müller (CSU) vor. Spontane Assoziationen im Stile von Sommerloch oder Erinnerungen an saisonal ähnlich gelagerte Einlagen seines Parteikollegen Söder sind nur zufällig. Ironischerweise sitzt unser Volksvertreter auch noch im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Vielleicht hat er das beim Interview gegenüber der "Bild"-Zeitung auch nur verschwitzt (beim dem Wetter wäre das kein Wunder), oder aber er wollte sich (vermeintlich) volksnah geben.

Müller stellt sich das mit dem Gemeinschaftsdienst so vor, dass sich jeder H4-Empfänger morgens bei einer Behörde meldet, und dann Arbeit für den Tag zugeteilt bekommt. Wer da nicht mitmacht, dem werde das Geld "empfindlich" gekürzt. Natürlich hat Herr Müller dabei auch nur das Wohl der Leistungsempfänger im Sinn: Sie fühlen sich nicht mehr überflüssig und gewöhnen sich "wieder" (?) ans Arbeiten. Und schwarzarbeiten können sie auch gleich nicht mehr, wenn sie acht Stunden jeden Werktag den Dienst an der Gemeinschaft ableisten, um ihren Lebensunterhalt zu rechtfertigen.

Ob eine amtliche Verpflichtung zum Arbeitsdienst der richtige Weg ist, eine Zufriedenheit mit sich und seiner Leistung herzustellen? Ob das die Art und Weise ist, wie sich diejenigen, die der Arbeitsmarkt nicht haben will, gewürdigt wissen wollen?
Außerdem stimmt das Bild bedenklich, das der Erklärung offenbar zugrunde liegt: Erwerbslose haben keinen geregelten Tagesablauf, und wenn sie doch etwas sinnvolles tun, dann ist es Schwarzarbeit.

Wie war die Idee mit der Fussfessel doch noch?

Bleibt zu hoffen, dass die Welle der Empörung, die sich stellenweise berichtet wurde, nicht mit dem Sommerwetter verschwindet und dem jungen Abgeordneten die Bedeutung seines Ausschusses bald offenbar wird.

Jetzt ist es soweit ... - so was wie eine Einleitung

So. Jetzt ist es soweit, ich lege mir ein Blog zu.
Vor ich aus der Haut fahre oder zu militanten Mitteln greife, scheint das noch der bessere Weg zu sein, Pamphlete zu schreiben, die dann keiner liest.

Es wird sich auch noch zeigen, wie lange ich das durchhalte, aber die Lebenerfahrung weist drauf hin, dass immer irgendwas passiert, über das ich mir die Finger wundtippen kann (leider). Man darf also gespannt sein.