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20.6.06

Sozial schwächer gestellt

In vielen aktuellen Debatten und Diskussionen ist immer wieder von "sozial schwächer Gestellten" die Rede. Das hat inzwischen jeder so akzeptiert und offenbar kaum einer je hinterfragt.

Ist das denn die Möglichkeit?

Es weiß doch auch jeder, was damit gemeint ist: Nämlich Menschen/Familien, die finanziell schwächer dastehen.

Diese Kind aber nicht beim Namen zu nennen, sondern sich auf "sozial schwächer Gestellte" herauszureden ist so daneben, dass es an Dummdreistigkeit grenzt.
Sämtliche Definitionen von "sozial" beziehen das Finanzielle ausdrücklich nicht mit ein (nachgeschaut habe ich jetzt nur zur Sicherheit ;-) ).

Obwohl, mit viel viel Bitterkeit vielleicht doch. Der zweite Punkt von Wikipedias Definitionen, "rechtlich", beinhaltet folgenden Satz:

"Dem zu Folge hat jeder Mensch in Deutschland (...) einen Grundanspruch darauf, dass sich der Staat um ihn (in äußerster Not) kümmert."
Damit wären die sozial schwächer Gestellten diejenigen, um die sich der Staat nicht mehr richtig kümmert ... gar nicht so weit hergeholt, fürchte ich.

Aber von dem Exkurs mal wieder weg. Wie kommt es bloß zu diesem Un-Begriff, der so völlig am Kern der Sache vorbeigeht und gleichzeitig so völlig in die falsche Richtung zeigt? Der einen fast annehmen lässt, Mangel an Geldmitteln könne nur denen zustoßen, von denen sich jeder gern distanziert, dem Pöbel und der Plebs, die nicht nur finanziell minderbemittelt ist, sondern eben auch - sozial?

Ist das einfach nur dummdeutsch, das sich eingebürgert hat?
Oder ein gezielter Euphemismus, um die Armut nicht in den Mund nehmen und dabei auch gleich noch zugeben zu müssen, dass heute keiner mehr davon gefeit ist?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ist es aber nicht schöner, das Kind ein wenig im Ungewissen zu lassen und von »sozial« statt find »finanziell schwächer gestellt« (welch häßliches Wort) zu sprechen?

Euphemia leuchte uns auf allen Pfaden, dann gehen wir wenigstens wohl beduftet baden... (Meister aho)